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Kampfflur

Von

Glotzenschrecke Augen brocken wühles Feld
Auf und nieder
Nieder auf
Brandet
Sonne
Steinet Sonne
Und
Verbrandet.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Kampfflur von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Kampfflur“ von August Stramm ist eine extreme Verdichtung von Wahrnehmung und Zerstörung im Raum des Schlachtfeldes. In nur wenigen Versen entfaltet Stramm ein sprachlich fragmentiertes, aber kraftvolles Bild einer durch Krieg deformierten Landschaft, in der Natur, Körper und Sinneseindrücke miteinander verschmelzen und verzerren.

Der Titel verweist bereits auf die Verbindung von Natur („Flur“) und Gewalt („Kampf“), und genau diese Spannung wird in der ersten Zeile greifbar: „Glotzenschrecke Augen brocken wühles Feld“. Die Sprache ist bewusst entstellt – Substantive und Verben vermischen sich, es entstehen Neologismen („Glotzenschrecke“), die Gefühle von Angst, Erstarrung und Verwüstung suggerieren. Die „Augen“ sind nicht nur passive Beobachter, sondern fragmentieren sich, verlieren ihre Orientierung in einem „wühlenden Feld“, das zugleich als Sinnbild für das zerwühlte, aufgewühlte Schlachtfeld stehen kann.

Die Bewegungsangaben „Auf und nieder / Nieder auf“ erzeugen eine rhythmische Wiederholung, die an Marschieren, aber auch an das ständige Aufbäumen und Zusammenbrechen des Krieges denken lässt. Diese Dynamik ist nicht zielgerichtet, sondern kreisförmig, erschöpfend, wie ein Strudel aus Gewalt und Sinnlosigkeit.

Besonders eindrücklich ist die Rolle der Sonne in den letzten Versen. Zunächst wird sie als Naturphänomen genannt („Brandet / Sonne“), doch sofort erfährt sie eine aggressive Umdeutung: „Steinet Sonne“ – die Sonne wird zu einem steinigen, harten, bedrohlichen Element, nicht mehr Quelle von Licht und Leben, sondern von Hitze und Qual. Im letzten Wort „Verbrandet“ kulminiert diese Entwicklung: Die Sonne brennt nicht nur, sie zerstört. Es ist, als ob selbst die Natur im Krieg mitkämpft oder von ihm deformiert wird.

„Kampfflur“ ist ein kurzes, aber eindringliches Gedicht, das durch die Zersetzung grammatischer Strukturen und die expressive Bildsprache die entmenschlichte Wahrnehmung im Krieg spürbar macht. Die Welt ist zerrüttet, die Sprache selbst bricht auseinander – ein passendes Bild für das Chaos des modernen Krieges, das Stramm in radikaler Formensprache vermittelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.