Du sträubst und wehrst!
Die Brände heulen
Flammen
Sengen!
Nicht Ich
Nicht Du
Nicht Dich!
Mich!
Mich!

Kampfflur
- Gemeinfrei
- Sommer
Du sträubst und wehrst!
Die Brände heulen
Flammen
Sengen!
Nicht Ich
Nicht Du
Nicht Dich!
Mich!
Mich!
Das Gedicht „Fluch“ von August Stramm ist ein expressionistisches Werk, das durch seine radikale Sprachverknappung, seine Dramatik und seine subjektive Intensität besticht. In wenigen Zeilen entfaltet sich ein innerer Konflikt von großer emotionaler Wucht. Das lyrische Ich ist in einen destruktiven Prozess verwickelt, der es zunehmend vereinnahmt und überrollt.
Bereits die erste Zeile – „Du sträubst und wehrst!“ – lässt eine zwischenmenschliche Konfrontation erahnen. Das „Du“ stellt sich offenbar gegen eine äußere oder innere Gewalt, doch die folgende Dynamik zeigt, dass der Widerstand zwecklos bleibt. Die „Brände“ und „Flammen“ verkörpern eine unkontrollierbare Zerstörungskraft, die alles überrollt. Die Ein-Wort-Zeilen wie „Flammen“, „Sengen!“ und vor allem die abrupten Satzabbrüche unterstreichen das Gewaltvolle und Atemlose der Szene.
Besonders auffällig ist die Umkehrung in den letzten Zeilen: Die Verneinung „Nicht Ich / Nicht Du / Nicht Dich! / Mich! / Mich!“ zeigt eine dramatische Verschiebung von der Ablehnung zur Selbstbezichtigung. Das lyrische Ich erkennt sich selbst als Ziel der Gewalt, es ist nicht das „Du“, das leidet, sondern es wird zum Zentrum des Fluchs, zur Opferfigur. Diese Wendung verstärkt die emotionale Intensität des Gedichts und offenbart eine existenzielle Verzweiflung.
Stramm nutzt hier typische Mittel des Expressionismus: elliptische Sätze, Ausrufe, eine fragmentierte Syntax und starke Metaphern. Dadurch entsteht eine Sprache des Schreis, die nicht mehr beschreibt, sondern unmittelbar affektgeladen wirkt. Die Gewalt ist nicht nur äußeres Geschehen, sondern wird innerlich erlebt, geradezu körperlich spürbar gemacht.
„Fluch“ ist somit ein dichter sprachlicher Ausbruch, ein Ausdruck seelischer Qual und Selbstzerstörung. Das Gedicht zeigt, wie sich das Ich im Sog seiner eigenen Emotionen verliert – in einem Flammenmeer aus innerer Zerrissenheit und verzweifelter Selbstbezichtigung.
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