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Begegnung

Von

Dein Gehen lächelt in mich über
Und
Reißt das Herz.
Das Nicken hakt und spannt.
Im Schatten deines Rocks
Verhaspelt
Schlingern
Schleudert
Klatscht!
Du wiegst und wiegst.
Mein Greifen haschet blind.
Die Sonne lacht!
Und
Blödes Zagen lahmet fort
Beraubt beraubt!

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Gedicht: Begegnung von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Begegnung“ von August Stramm thematisiert eine intensive, fast schmerzhafte Begegnung zwischen zwei Menschen, die von widersprüchlichen Gefühlen und Wahrnehmungen geprägt ist. Der Beginn des Gedichts, „Dein Gehen lächelt in mich über“, stellt eine fast ungreifbare Anziehung dar. Die Bewegung des anderen, sein „Gehen“, hat eine fast magische Wirkung auf den Sprecher, der sich sowohl von einem Lächeln als auch von einem inneren Riss („reißt das Herz“) erfasst fühlt. Diese doppelte Wirkung – Freude und Schmerz – zieht sich durch das ganze Gedicht und unterstreicht die Ambivalenz, die in zwischenmenschlichen Begegnungen oft mitschwingt.

Das „Nicken“ und das „Spannen“ deuten auf eine Verspannung oder ein Unbehagen hin, die der Sprecher angesichts dieser Begegnung empfindet. Es entsteht ein Bild von Verwirrung und Unsicherheit, als ob der Sprecher von der Situation sowohl angezogen als auch in irgendeiner Weise in eine unangenehme Spannung versetzt wird. Das Bild des „Schatten[es] deines Rocks“ könnte die Präsenz des anderen als einen dunklen, mysteriösen Einfluss darstellen, der die Bewegungen und Reaktionen des Sprechers durcheinanderbringt.

Die darauffolgende Aufzählung von Verben wie „verhaspelt“, „schlingern“, „schleudern“ und „klatscht“ verstärkt das Gefühl der Desorientierung und des Chaos. Diese Handlungen spiegeln die emotionalen und physischen Reaktionen des Sprechers wider, der nicht in der Lage ist, mit der Begegnung auf eine klare und ruhige Weise umzugehen. Es scheint, als ob er in einem Strudel von Gefühlen gefangen ist, der ihn in alle Richtungen zieht und ihn nicht zur Ruhe kommen lässt.

Der Vers „Die Sonne lacht!“ stellt einen scharfen Kontrast zu den vorherigen, dunklen und chaotischen Bildern dar. Die Sonne könnte als Symbol für die äußere Welt oder eine scheinbare Leichtigkeit dienen, die im Gegensatz zu den inneren Turbulenzen des Sprechers steht. Das „Blödes Zagen lahmet fort“ und „Beraubt beraubt!“ schließlich vermitteln eine starke Entfremdung und den Verlust von Kontrolle. Der Sprecher fühlt sich von der Begegnung beraubt, als ob er etwas von sich selbst in dieser Begegnung verloren hat, was die tiefere Tragik und Verzweiflung des Gedichts unterstreicht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.