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Abend

Von

Zähnen
Plantschet streif das Blut des Himmels
Denken schicksalt
Tode zattern und verklatschen
Sterne dünsten
Scheine schwimmen
Wolken greifen fetz das Haar
Und
Weinen
Mein
Zergehn
Dir
In
Den
Schoß.

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Gedicht: Abend von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abend“ von August Stramm beschreibt auf düstere und kraftvolle Weise die Atmosphäre eines dramatischen Übergangs von Tag zu Nacht, wobei die Bildsprache eine intensive, fast chaotische Stimmung vermittelt. Die erste Zeile „Zähnen“ könnte auf das Knirschen oder das Zähneknirschen hindeuten, das mit innerer Anspannung oder äußerer Bedrohung verbunden ist. Es ist ein Bild der Härte, der Gewalt oder des Widerstandes gegen eine unvermeidliche Veränderung, die sich mit der Ankunft der Nacht ankündigt.

„Plantschet streif das Blut des Himmels“ verstärkt diese düstere Bildsprache. „Blut des Himmels“ verweist auf das rotgefärbte Abendlicht, das in einer Weise mit Gewalt und Vergänglichkeit in Verbindung gebracht wird. Der Ausdruck „Plantschet streif“ klingt beinahe wie das Geräusch von etwas, das in die Szene hineintritt – eine unruhige, fließende Bewegung, die das Bild eines sich verfärbenden Himmels noch intensiver macht. Die folgenden Zeilen „Denken schicksalt / Tode zattern und verklatschen“ beschreiben eine bedrückende Atmosphäre des bevorstehenden Unheils, wobei der „Tod“ als drängende, fast körperlich spürbare Präsenz erscheint.

In der zweiten Hälfte des Gedichts kommen „Sterne“, die „dünsten“, und „Scheine“, die „schwimmen“, als weitere Naturphänomene vor, die in einem Zustand von Unklarheit und Veränderung dargestellt werden. Die Sterne sind keine klaren, leuchtenden Punkte, sondern eher flimmernde, verschwommene Erscheinungen. Diese Entfremdung von vertrauten Naturbildern verstärkt das Gefühl einer Krise oder einer Verwirrung, die die Dunkelheit des Abends mit sich bringt. „Wolken greifen fetz das Haar“ ist ein weiteres kraftvolles Bild, das die Welt als etwas Ungezügeltes darstellt – die Wolken scheinen fast aggressiv das Haar des Himmels zu fassen.

Der letzte Abschnitt des Gedichts ist eine viszerale Darstellung von Emotion und Existenz: „Und / Weinen / Mein / Zergehn / Dir / In / Den / Schoß“. Es ist, als ob der Sprecher in die Umarmung oder den Schoß einer größeren, übermächtigen Kraft – vielleicht der Nacht, des Todes oder der Natur – sinkt. Das Wort „zergehn“ verstärkt das Bild des Auflösens oder des Vergehens, was den Übergang von einem Zustand des Lebens zu einem Zustand des Sterbens oder des Verblasens symbolisieren könnte. Das Gedicht endet auf einer intensiven, fast überwältigenden Note der Auflösung und des Loslassens, als ob alles in der Dunkelheit verschwindet. Stramm nutzt in diesem Gedicht eine minimalistische und zugleich kraftvolle Bildsprache, die das Gefühl von Chaos, Verfall und der Unabwendbarkeit der Dunkelheit und des Todes hervorruft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.