Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Sprüche

Von

1
Der eine fragt: Was kommt danach?
Der andre fragt nur: Ist es recht?
Und also unterscheidet sich
Der Freie von dem Knecht.

2
Vom Unglück erst
Zieh ab die Schuld;
Was übrig ist,
Trag in Geduld!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Sprüche von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Die „Sprüche“ von Theodor Storm bieten in ihrer Kürze und Klarheit prägnante Lebensweisheiten und Reflexionen über Freiheit, Verantwortung und den Umgang mit Unglück.

Im ersten Spruch wird ein bedeutender Unterschied zwischen zwei grundlegenden Einstellungen zum Leben aufgezeigt: Der „Freie“ fragt nach dem „Danach“, was auf eine Zukunftsorientierung hinweist, die den eigenen Weg und die eigenen Entscheidungen in den Mittelpunkt stellt. Diese Frage deutet auf eine aktive Auseinandersetzung mit dem Leben und dessen Konsequenzen hin. Der „Knecht“ hingegen fragt nur, ob etwas „recht“ ist, was die Haltung eines passiven, von äußeren Umständen abhängigen Lebensstils widerspiegelt. Der Spruch hebt somit die Bedeutung der Freiheit hervor, die nicht nur in der Möglichkeit besteht, eigene Entscheidungen zu treffen, sondern auch in der Verantwortung, die diese Entscheidungen mit sich bringen.

Der zweite Spruch behandelt die Frage des Unglücks und wie man mit ihm umgeht. „Vom Unglück erst / Zieh ab die Schuld“ bedeutet, dass man die Verantwortung für das Unglück nicht immer bei sich selbst suchen muss. Oft sind äußere Faktoren oder das Schicksal schuld an Missgeschicken. Was jedoch bleibt, ist die eigene Haltung zu den Umständen: „Was übrig ist, / Trag in Geduld!“ Dieser Satz betont die Bedeutung von Geduld und Akzeptanz. Der Spruch fordert dazu auf, das unvermeidliche Leid zu ertragen und nicht in Resignation oder Selbstvorwürfen zu verharren. Es ist eine Aufforderung zur inneren Stärke und zur Gelassenheit, auch in schwierigen Zeiten.

Beide Sprüche verdeutlichen Storms tiefe Reflexion über das Leben und die menschliche Haltung. Sie bieten eine klare Unterscheidung zwischen einem aktiven, selbstbestimmten Leben und einem passiven, vom Schicksal bestimmten Dasein. Der Umgang mit Unglück und die Frage nach der Verantwortung sind zentrale Themen, die Storm in diesen beiden kurzen, aber tiefgründigen Sprüchen eindrucksvoll anspricht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.