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Ein Herbstlied

Von

Der Sommer verglüht
in Blutlaub und Traube.
Noch einmal blüht
Sonnenglaube.

Fühle, o liebe,
Mensch, Tier und Baum!
Dass alles bliebe,
seufzt es im Traum.

Noch flötet Pan
zur uralten Feier.
Einsamer Schwan
im kühlen Weiher.

Gleitet und gleitet,
sein schimmerndes Gefieder,
jetzt rosig entbreitet.
– Kommt Leda wieder? –

Fühle, o liebe,
Mensch, Tier und Baum!
Dass alles bliebe,
seufzt es im Traum.

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Gedicht: Ein Herbstlied von Francisca Stoecklin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ein Herbstlied“ von Francisca Stoecklin fängt die melancholische und zugleich magische Atmosphäre des Übergangs vom Sommer zum Herbst ein. Der „Sommer verglüht in Blutlaub und Traube“, was eine kraftvolle Bildsprache nutzt, um das Ende einer lebendigen und intensiven Saison darzustellen. Das „Blutlaub“ verweist auf das bunte, aber auch sterbende Laub der Herbstbäume, während die „Traube“ eine Erinnerung an die Fülle und Reife des Sommers ist. Dennoch „blüht noch einmal Sonnenglaube“, was auf einen letzten Hoffnungsschimmer und das Festhalten an den letzten warmen, goldenen Momenten des Jahres hinweist.

Die wiederholte Aufforderung „Fühle, o liebe, Mensch, Tier und Baum!“ stellt das zentrale Thema des Gedichts dar – das gemeinsame Empfinden und die universelle Verbundenheit aller Lebewesen mit der Natur. Die Zeilen „Dass alles bliebe, seufzt es im Traum“ drücken eine Sehnsucht nach Beständigkeit aus, nach dem Wunsch, dass die Schönheit und Harmonie der Natur erhalten bleiben, auch wenn der unvermeidliche Wandel der Jahreszeiten bevorsteht. Diese Zeilen verdeutlichen den sanften, aber tiefen Schmerz, den der Wandel und das Vergehen der Zeit mit sich bringen.

Die Darstellung von Pan, dem alten Gott der Natur, der „noch flötet zur uralten Feier“, ruft das Bild einer vergangenen Zeit der Harmonie und Feier der Natur auf. Pan wird hier als Symbol für die lebendige Verbindung zwischen Mensch und Natur dargestellt, dessen Musik die unvergängliche Feier des Lebens in der Natur widerspiegelt. Doch der „einsame Schwan im kühlen Weiher“ und die Frage „Kommt Leda wieder?“ werfen einen melancholischen Schatten auf diese Szenen, indem sie an Vergänglichkeit und die Einsamkeit des Lebens erinnern. Der Schwan, der „gleitet und gleitet“, könnte als Symbol für den Übergang von einem Lebensabschnitt zum nächsten verstanden werden, mit einer schimmernden Schönheit, die zugleich die Traurigkeit des Abschieds trägt.

Die Wiederholung des Verses „Fühle, o liebe, Mensch, Tier und Baum!“ am Ende des Gedichts verstärkt das Gefühl der universellen Sehnsucht nach einer unvergänglichen Harmonie mit der Natur. Es wird eine kollektive Empfindung von Verlust und gleichzeitigem Wunsch nach einer ewigen Verbindung zu allen Lebewesen und zur Natur dargestellt. Das Gedicht ist somit eine Reflexion über den Zyklus des Lebens, den Übergang der Jahreszeiten und die unaufhaltsame Veränderung, die jedoch von einer tiefen Sehnsucht nach Bewahrung begleitet wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.