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Brücke der Angst

Von

Zitterst du vor der Brücke,
Schreckt dich ihr düsteres Kleid?
Oder ahnst du die Lücke -?
Stürzest ja doch in ein Leid.

Wage jetzt deine Schritte,
klopft auch zum Sterben das Herz.
Bald umfängt dich die Mitte,
ein Abgrund dunkel von Schmerz.

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Gedicht: Brücke der Angst von Francisca Stoecklin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Brücke der Angst“ von Francisca Stoecklin thematisiert die Konfrontation mit existenziellen Ängsten und den Mut, sich dem unvermeidlichen Leid des Lebens zu stellen. In wenigen, dichten Versen entfaltet sich ein innerer Kampf zwischen Furcht und Entschlossenheit, wobei die „Brücke“ als zentrales Symbol für einen Übergang steht – möglicherweise vom Leben zum Tod, von Unschuld zu Erfahrung oder von Sicherheit zur Konfrontation mit dem inneren Schmerz.

Gleich zu Beginn stellt das Gedicht die Angst ins Zentrum: Das Zittern vor der Brücke, ihr „düsteres Kleid“, verweist auf eine bedrohliche Schwelle. Die Brücke wirkt nicht nur bedrohlich wegen ihres Aussehens, sondern auch wegen der „Lücke“, die sie überspannt – der Abgrund, der symbolisch für seelisches oder existenzielles Leid steht. Die rhetorische Frage und das gleich darauffolgende „Stürzest ja doch in ein Leid“ suggerieren, dass Schmerz ohnehin unausweichlich ist.

Die zweite Strophe ruft zur Überwindung der Angst auf. Trotz des „klopfenden Herzens“ – möglicherweise aus Todesfurcht – soll der Schritt gewagt werden. Die Mitte der Brücke, die eigentlich ein Ort des Übergangs sein könnte, wird hier als besonders gefährlich dargestellt: „ein Abgrund dunkel von Schmerz“. Das Bild wirkt doppeldeutig – einerseits ist die Brücke ein Weg darüber hinweg, andererseits liegt der Schmerz genau in ihrer Mitte, also dort, wo man sich zwischen Vergangenheit und Zukunft befindet.

Insgesamt spiegelt das Gedicht eine existentielle Grenzsituation wider: Die Angst vor dem Schritt ins Ungewisse wird nicht als irrational dargestellt, sondern als Teil einer tieferliegenden Wahrheit über das menschliche Dasein. Der Weg durch die Angst ist notwendig – das Gedicht formuliert keinen Trost, sondern eine ernüchternde Einsicht: Leiden ist nicht vermeidbar, aber man muss es durchschreiten. Die Brücke wird somit zum Sinnbild für eine unausweichliche innere Entwicklung, in der Mut und Schmerz untrennbar verbunden sind.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.