Wir bleiben alle Kinder
Und wird die Welt auch noch so alt,
Der Mensch, er bleibt ein Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
Wie eben Kinder sind!
Wann alles erst in klein zerstückt
Und nichts mehr zu verderben,
So stucht er wieder – neubeglückt –
Und spielt dann mit den Scherben!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wir bleiben alle Kinder“ von Carl Spitzweg ist eine pointierte Reflexion über das menschliche Wesen, das trotz allen Alters, Fortschritts und vermeintlicher Reife kindliche Züge nicht ablegt. In nur acht Versen zeichnet Spitzweg ein zugespitztes, fast spöttisches Bild menschlicher Unvernunft und ewiger Spielerei – ein Thema, das in seiner Einfachheit ebenso humorvoll wie kritisch erscheint.
Im ersten Verspaar wird die Grundthese des Gedichts formuliert: Der Mensch bleibt trotz des Alters der Welt und seiner eigenen Entwicklung letztlich ein Kind. Diese Feststellung ist sowohl liebevoll als auch resigniert. Kinder handeln oft impulsiv, unbedacht, manchmal destruktiv – und genau dieses Verhalten überträgt Spitzweg auf den erwachsenen Menschen. Die Zeile „Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt“ verweist auf eine ungestüme, unbeherrschte Art des Umgangs mit dem, was ihm zur Verfügung steht – sei es Besitz, Natur oder Beziehungen.
Der zweite Versabschnitt verschärft diese Beobachtung: Nachdem alles „in klein zerstückt“ ist und „nichts mehr zu verderben“, beginnt der Mensch von Neuem – nicht geläutert, sondern erneut „neubeglückt“. Das Bild vom Spiel mit den Scherben ist eine treffende Metapher für Wiederholungen menschlicher Fehltritte: Statt aus Zerstörung zu lernen, findet das Ich sogar Gefallen daran, mit dem Zerbrochenen weiterzuspielen. Diese Haltung lässt sich sowohl auf zwischenmenschliche Dynamiken als auch auf gesellschaftliche oder politische Prozesse übertragen.
Sprachlich bleibt das Gedicht bewusst schlicht, fast volksliedhaft – in klaren Reimen und einfachen Bildern. Diese Reduktion verstärkt die allgemeingültige Aussage und verleiht ihr einen fast aphoristischen Charakter. Spitzweg formuliert hier keine moralisierende Klage, sondern eine melancholische Wahrheit mit leiser Ironie: Der Mensch ist trotz allem Fortschritt nicht so vernünftig oder erwachsen, wie er es gern wäre.
Möchtest du, dass ich das Gedicht auch in Bezug zu Spitzwegs Malerei setze?
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.