Mein Schlafrock
Wie arg, daß jetzt mein Schlafrock hin,
Zerfetzt und druchgefressen,
Kaum siebzehn Jahr ich äleter bin,
Seit er mir angemessen.
Von Wolle kaum mehr eine Spur.
Durchlöchert schon von Schaben,
Ich tröste mich mit solchen nur,
Die keinen Schlafrock haben.
Soll ich mir jetzt als Sterbekleid
Noch einen neuen schenken?
Dann möcht‘ ich ihn bequem und weit,
Wenn sie ins Grab mich senken.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mein Schlafrock“ von Carl Spitzweg ist eine humorvolle und zugleich nachdenkliche Reflexion über das Altern und den Zustand des Lebens. Der Sprecher beschreibt seinen Schlafrock, der inzwischen „zerfetzt und durchgefressen“ ist und keinerlei „Wolle“ mehr enthält. Der Schlafrock, ursprünglich ein Symbol für Komfort und Geborgenheit, ist nun stark abgenutzt, was den körperlichen und geistigen Verfall des Sprechers spiegelt. Der „Schlafrock“ fungiert hier als Metapher für den eigenen Lebensweg, der mit der Zeit durch Abnutzung und Altersspuren gezeichnet ist.
Die Tatsache, dass der Sprecher nun „kaum siebzehn Jahre älter“ ist, zeigt die Entfremdung zwischen dem Ideal des jungen Lebens und der Realität des Alterns. Doch anstatt sich über den Verlust des Schlafrocks zu beklagen, nimmt der Sprecher die Situation mit einer gewissen Gelassenheit und Humor. Er tröstet sich mit dem Gedanken, dass es Menschen gibt, die „keinen Schlafrock haben“, was auf eine gewisse Armut oder Not hinweist. Hier zeigt sich eine Form von relativer Dankbarkeit für das, was man hat, selbst wenn es nicht mehr in bestem Zustand ist.
Der Sprecher überlegt abschließend, ob er sich „als Sterbekleid“ einen neuen Schlafrock kaufen sollte. Dies ist ein humorvoller und gleichzeitig existenzieller Gedanke, der den Tod thematisiert. Er wünscht sich, dass dieser Schlafrock „bequem und weit“ ist, als ob das Leben und der Tod nicht mehr durch enge Einschränkungen oder Leiden geprägt sein sollten. Der Wunsch nach einem „bequemen“ Sterbekleid spiegelt die Sehnsucht nach einem friedlichen, schmerzfreien Übergang und zugleich die Akzeptanz des eigenen Alterns und der Vergänglichkeit wider.
Insgesamt kombiniert Spitzweg in diesem Gedicht Humor mit einer tiefgründigen Betrachtung über das Leben und den Tod. Der abgenutzte Schlafrock wird zum Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens, und der Humor des Sprechers trägt dazu bei, die Ernsthaftigkeit des Themas mit einer gewissen Leichtigkeit zu verbinden. Es ist eine Meditation über das Altern, den Verlust und die letztlich unvermeidliche Begegnung mit dem Tod, die mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Selbstironie behandelt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.