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Sehnsucht

Von

Und
Ohne
Haben
Singen
Regenwurm
Schreiten
Lyrik
Tradition
Der Bettler
Von
Hohl
Grün
Von wegen
Vom Wege
Das Gras.

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Gedicht: Sehnsucht von Kurt Schwitters

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sehnsucht“ von Kurt Schwitters ist ein experimentelles und fragmentiertes Werk, das mit den Erwartungen des Lesers an Struktur und Bedeutung spielt. Durch die scheinbar zufällige Anordnung der Wörter – „Und / Ohne / Haben / Singen / Regenwurm / Schreiten / Lyrik / Tradition“ – entsteht ein Eindruck von Entfremdung und Zersplitterung. Diese Wortfetzen lassen keine klare narrative Struktur erkennen und fordern den Leser heraus, Bedeutungen in einem offenen und fließenden Raum zu suchen.

Die Wahl der Wörter, die anfangs wie disparate Begriffe wirken – wie „Regenwurm“, „Bettler“, „Grün“ und „Gras“ – verweist auf Naturbilder und soziale Konzepte, die miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Der „Regenwurm“ ist ein Symbol für das Leben im Verborgenen, das stetige, unterirdische Arbeiten. Der „Bettler“ könnte als Bild für Armut und die Suche nach etwas Höherem oder Transzendentem stehen, während „Tradition“ und „Lyrik“ als kulturelle Konstrukte erscheinen, die den Kontrast zur Vergänglichkeit und der materiellen Welt bilden. Durch diese Assoziationen mit Natur und Gesellschaft wird eine Spannung zwischen dem einfachen Leben und den höheren Idealen oder Traditionen aufgebaut.

Schwitters nutzt die fragmentierte Struktur, um den Begriff der „Sehnsucht“ zu manifestieren – eine Sehnsucht, die sich durch das Fehlen eines klaren, zusammenhängenden Sinns ausdrückt. Die Wörter scheinen wie Bruchstücke von Gedanken, die auf eine tiefere, nicht greifbare Bedeutung hindeuten, aber nie vollständig erklärt oder vervollständigt werden. Es entsteht das Bild einer unerfüllten Sehnsucht nach Ganzheit, das im Unvollständigen und Fragmentarischen verbleibt.

Das Gedicht ist ein typisches Beispiel für die dadaistische Technik, bei der das klassische Verständnis von Form und Bedeutung absichtlich durchbrochen wird, um den Leser zu einer neuen Wahrnehmung der Sprache und ihrer Beziehung zur Welt zu führen. Indem Schwitters mit der Erwartung von Kohärenz spielt und eine scheinbar zufällige Anordnung von Wörtern präsentiert, fordert er den Leser dazu auf, Bedeutung selbst zu konstruieren, während die Sehnsucht nach einer tieferen Verbindung und dem Übersteigen des Fragmentarischen bleibt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.