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Portrait Rudolf Blümner

Von

Der Stimme schwendet Kopf verquer die Beine.
Greizt Arme quälte schlingern Knall um Knall.
Unstrahlend ezen Kriesche quäke Dreiz.
Und Knall um Knall.
Verquer den Knall zerasen Fetzen Strammcher quill.
Und Knall um Knall.
Und Knall um Knall.
Kreuzt Arme beinen quillt den Stuhl.
Der Stuhl ist eine Schraube, klammerwin den Stramm.
Und Knall um Knall der Stimme köpft.
Die Beine schrauben Arme würgend liss.

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Gedicht: Portrait Rudolf Blümner von Kurt Schwitters

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Portrait Rudolf Blümner“ von Kurt Schwitters ist ein sprachlich radikales, klanglich expressives Werk, das sich jeder konventionellen Form der Personenbeschreibung verweigert. Statt eines realistischen oder psychologischen Porträts entsteht hier ein eruptives Lautbild, das den dargestellten Menschen – vermutlich den Dichter, Dramatiker und Expressionisten Rudolf Blümner – in eine abstrakte, fast körperlich zerreißende Bewegung überführt.

Zentrales Stilmittel ist die Zersplitterung von Sprache. Wörter wie „schwendet“, „Greizt“, „ezens Kriesche“, „Strammcher“ oder „klammerwin“ wirken wie neu zusammengesetzte oder bewusst entstellte Wortschöpfungen. Sie haben keine klare Bedeutung, transportieren aber über Klang, Rhythmus und Assoziation ein Gefühl von körperlicher Anspannung, Deformation und Gewalt. Das „Portrait“ zeigt keinen Menschen im klassischen Sinn, sondern eine körperlich-energetische Auflösung, einen Zustand der Zerrissenheit.

Der mehrfach wiederholte Ausruf „Und Knall um Knall“ wirkt wie ein rhythmischer Pulsschlag oder das Echo von Schlägen, Explosionen, Aufprällen – eine Art Maschinenrhythmus, der das Gedicht antreibt und gleichzeitig zerstörerisch auf das dargestellte Subjekt wirkt. In Verbindung mit Formulierungen wie „köpft“ oder „würgend liss“ entsteht ein Bild von Auflösung, Kampf und vielleicht auch künstlerischer Verzweiflung.

Die körperlichen Bezüge („Beine“, „Arme“, „Stuhl“, „Kopf“, „Stimme“) sind zwar erkennbar, werden aber nicht geordnet dargestellt, sondern wie in einem schmerzhaften Zerfallsprozess durcheinandergeschleudert. Der Körper ist nicht mehr Subjekt, sondern Objekt eines inneren oder äußeren Gewaltausbruchs – wie zersetzt von einem nicht näher benannten, aber unaufhaltsamen Druck.

„Portrait Rudolf Blümner“ ist damit kein klassisches Porträt, sondern eine dadaistisch-expressionistische Verfremdung desselben. Schwitters ersetzt Abbild durch Energie, Person durch sprachliche Fragmentierung. Das Gedicht zeigt weniger den Menschen Blümner als vielmehr ein emotionales, klanglich aufgeladenes Echo seiner Wirkung – ein Verstummen in eruptiver Sprache.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.