Onkel-Heini-Schlager
Und wenn die Welten untergehn,
Bleibt Onkel Heini doch bestehn,
Denn unser braver Onkel Heini
Hat immer noch die krummsten Beini.
Denn Heini braucht sich nicht zu bücken,
Es kann ihn doch kein Stern erdrücken.
Denn Sterne sausen stets bei Heini
Hindurch durch seine krummen Beini.
O lieber Onkel Heini,
Wie krumm sind deine Beini!
Wie sind die Beini krumm,
Wie ist das dumm!
Und ist der Erdenuntergang
Vorbei schon kilometerlang,
Der Stern ist längst vorbeigeflogen,
Von Heinis krummem Bein betrogen –
Warum denn hat der Onkel Heini
Noch immer stets die krummsten Beini,
Denn liesse er sie grade machen,
Dann würden alle Mädchen lachen.
O lieber Onkel Heini,
Wie krumm sind deine Beini,
Wie sind die Beini krumm,
Wie ist das dumm!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Onkel-Heini-Schlager“ von Kurt Schwitters ist ein humorvolles und satirisches Werk, das mit einer Kombination aus Absurdität und Ironie den Charakter von „Onkel Heini“ und seine krummen Beine in den Mittelpunkt stellt. Der Onkel Heini, eine fiktive Figur, wird als eine Art unverwüstlicher, aber zugleich leicht lächerlicher Mensch beschrieben, der trotz des Weltuntergangs und der kosmischen Ereignisse – wie den durch seinen Körper rasenden Sternen – stets mit seinen „krummen Beini“ unverändert bleibt.
Die wiederholte Betonung der „krummen Beini“ ist eine humorvolle Übertreibung, die dem Gedicht eine fast kindliche Unschuld verleiht. Die Phrase „Wie krumm sind deine Beini! / Wie sind die Beini krumm, / Wie ist das dumm!“ zeigt eine Mischung aus Staunen und Belustigung, die die Absurdität der Situation unterstreicht. Diese krummen Beine, die sich der Schwere des Universums und dem „Erdenuntergang“ trotzig entziehen, werden gleichzeitig zur Quelle des Witzes und der Sympathie für die Figur Onkel Heini. Schwitters lässt uns mit der Figur des Onkels einen Menschen erleben, der trotz seiner Unzulänglichkeiten und des scheinbaren „Dummseins“ eine feste und unverrückbare Präsenz hat.
Die humorvolle Darstellung von Onkel Heinis Unverwüstlichkeit – „Denn Heini braucht sich nicht zu bücken, / Es kann ihn doch kein Stern erdrücken“ – lässt ihn als eine Art unbeweglichen, heroischen, aber doch lächerlichen Charakter erscheinen. Diese Art der Darstellung könnte als subtile Kritik an der menschlichen Unfähigkeit verstanden werden, sich an Veränderungen oder die unaufhaltsame Kraft des Universums anzupassen. Stattdessen bleibt Onkel Heini fest und unbeweglich in seiner Eigenartigkeit, was ihn zu einem Symbol für das Festhalten an persönlichen Macken oder das Ignorieren des größeren Bildes macht.
Gleichzeitig kritisiert Schwitters mit einer gewissen Ironie die Gesellschaft und die Ideale von Schönheit und Norm. „Dann würden alle Mädchen lachen“ deutet auf die gesellschaftliche Erwartung hin, dass Menschen sich an eine Norm anpassen sollten, um akzeptiert oder bewundert zu werden. Onkel Heini bleibt jedoch unbeeindruckt und „krumm“, was ihn sowohl zum Antihelden als auch zum Symbol der Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Normen macht. Der Humor in dieser Darstellung schafft eine angenehme Distanz, in der wir uns einerseits über die Unzulänglichkeiten von Onkel Heini amüsieren, andererseits aber auch die Kritik an den oberflächlichen Idealen der Gesellschaft erkennen.
Schwitters nutzt in diesem Gedicht eine einfache, aber effektive Sprache, die durch die Wiederholung und die übertriebene Darstellung von „krummen Beini“ die Lächerlichkeit der Normen und Erwartungen unterstreicht. Es ist ein humorvolles und gleichzeitig tiefgründiges Stück, das in seiner Einfachheit und Absurdität eine kritische Reflexion über den menschlichen Drang nach Anpassung und die Bedeutung von Individualität und Unabhängigkeit bietet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.