Nennen Sie es Ausschlachtung
Anna Blume ist die Stimmung, direkt vor und direkt nach dem Zubettegehen.
Anna Blume ist die Dame neben Dir
Anna Blume ist das einzige Gefühl für Liebe, dessen Du überhaupt fähig bist
Anna Blume bist Du
Anna Blume ausschlachten heißt Dich schlachten
Bist Du schon einmal geschlachtet worden?
Anna Blume schlachten heißt Dich ausschlachten
Du lässt Dich gern ausschlachten?
Schlachte Anna Blume, die Stimmung vor dem Zubettgehen
Schlachte Anna Blume, die Dame neben Dir
Anna Blume schlachten, ist die einzige Ausschlachtung, deren Du überhaupt fähig bist
Wenn Du nicht zufällig, Merz wolle Dich bewahren, ein ganz unfähiger Mensch sein solltest.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Nennen Sie es Ausschlachtung“ von Kurt Schwitters ist ein weiteres Beispiel für seine dadaistische Herangehensweise an Sprache und Bedeutung. Es spielt mit Wiederholungen, Provokation und der Auflösung traditioneller Formen und Bedeutungen. Anna Blume wird hier als ein fast mystischer, allgegenwärtiger Begriff konstruiert, der gleichzeitig eine Person, ein Gefühl und eine Handlung darstellt. Schwitters nutzt die Figur „Anna Blume“, um Konzepte von Liebe, Identität und Selbstbestimmung zu hinterfragen.
Die ständige Wiederholung des Namens „Anna Blume“ und der Handlung „schlachten“ schafft eine bedrückende Atmosphäre. Das Wort „ausschlachten“ wird sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne verwendet – es geht nicht nur um das Töten oder Zerstören einer Person, sondern auch um die Ausschöpfung eines Gefühls oder einer Beziehung. Durch die Fragen „Bist Du schon einmal geschlachtet worden?“ und „Schlachte Anna Blume“ wird der Leser dazu angeregt, über die Bedeutung von Gewalt und Entmenschlichung nachzudenken, auch in Bezug auf die eigenen Beziehungen und Erfahrungen.
Die Bedeutung von „Anna Blume“ bleibt unklar und fließend, sie wird zur Projektionsfläche für unterschiedliche Vorstellungen von Liebe, Nähe und emotionaler Ausbeutung. Schwitters löst die klassische Darstellung von Liebe und Romantik auf und ersetzt sie durch ein Bild der Zerstörung und des Konsums. Die Frage, ob „Du“ sich gerne ausschlachten lässt, wird zum zentralen Punkt, der den Leser mit der Frage konfrontiert, wie weit er bereit ist, sich selbst für andere oder für seine eigenen Bedürfnisse zu opfern.
Das Gedicht ist sowohl eine Provokation als auch eine Reflexion über die Entfremdung des modernen Menschen, über die Abgrenzung zwischen Selbst und anderen und über die Art und Weise, wie Emotionen und Beziehungen konsumiert werden. Die Bemerkung „Wenn Du nicht zufällig, Merz wolle Dich bewahren, ein ganz unfähiger Mensch sein solltest“ deutet auf den Dadaisten Kurt Schwitters selbst hin, der mit seinem „Merz“ eine Kunstform schuf, die den modernen Menschen als unfähig zur echten Kommunikation und zum wahren Gefühl darstellt.
Durch die Kombination von absurden Fragen, surrealen Bildern und gewalttätigen Handlungen fordert Schwitters den Leser heraus, das traditionelle Verständnis von Emotionen, Beziehungen und Identität zu hinterfragen. Es geht weniger um eine klare Botschaft, sondern mehr um das Aufbrechen und die Fragmentierung von Bedeutungen, was die dadaistische Bewegung auszeichnet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.