Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Husten Scherzo

Von

Das Ganze husten

kraff
püsch
kraff
püsch püü uu
kraff
püsümüsüür
kraff
püsümüsoff
kraff
püsemüse
kraff

püsümüsoff püsümüsüür püsümüsaisch
püsümüsaisch püsümüsoff püsümüsüür
püsümüsüür püsümüsaisch püsümüsoff

kraff
püsch
kraff
püsch püü uu

kraff
püsümüsüür
kraff
püsümüsoff
kraff
püsemüse
kraff

püü uu püü aa püü oo
püü uu püü oo püü aa
püü uu püü oo püü aa
püü oo püü aa püü uu

kraff
püsch
kraff
püsch püü uu
kraff
püsümüsüür
kraff
püsümüsoff
kraff
püsemüse
kraff

püsümüsoff püsümüsüür püsümüsaisch
püsümüsaisch püsümüsoff püsümüsüür
püsümüsüür püsümüsaisch püsümüsoff

kraff
püsch
kraff
püsch püü uu
kraff
püsümüsüür
kraff
püsümüsoff
kraff
püsümüse
kraff

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Husten Scherzo von Kurt Schwitters

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Husten Scherzo“ von Kurt Schwitters ist ein lautpoetisches Werk, das vollständig auf die expressive Kraft der Sprache als Klangkörper setzt. Es steht in der Tradition der Dada-Bewegung und insbesondere der von Schwitters entwickelten „Merzkunst“, in der Alltagsfragmente, Laute und scheinbar sinnlose Sprachreste zu Kunstobjekten transformiert werden. In diesem Gedicht wird Sprache nicht als Träger semantischer Bedeutung, sondern als rhythmisches, klangliches Material inszeniert.

Bereits der Titel verweist auf das zentrale Motiv: das Husten als körperlicher, unkontrollierbarer Ausstoß von Lauten. Dieses Geräusch wird hier nicht nur imitiert, sondern strukturell organisiert. Wörter wie „kraff“, „püsch“, „püsümüsüür“ oder „püü uu“ wirken wie lautmalerische Nachbildungen von Husten-, Röchel- und Keuchlauten. Das Gedicht bekommt dadurch eine fast musikalische Qualität – nicht umsonst bezeichnet Schwitters es als „Scherzo“, ein Begriff aus der Musik für ein lebhaftes, oft spielerisches Stück.

Die Wiederholungen und Variationen erzeugen einen Rhythmus, der an Atemzüge, Hustenanfälle oder Stottern erinnert. Dabei verschieben sich die Silben subtil („püsümüsüür“, „püsümüsaisch“, „püsümüsoff“) und geben dem Gedicht eine fast tänzerische Dynamik. Die Sprache verliert hier jegliche Bedeutung im klassischen Sinn und wird zum bloßen Klangereignis. Der Körper tritt in den Vordergrund – Sprache wird als körperlicher Vorgang erfahrbar.

Zugleich lässt sich das Gedicht auch als Parodie auf traditionelle Dichtung verstehen. Wo früher Lyrik mit Bedeutung, Gefühl und Form assoziiert wurde, stellt Schwitters eine Sammlung von Geräuschen in den Raum, die keinem grammatikalischen oder semantischen System gehorchen. Diese Ablehnung des Sinns ist eine dadaistische Reaktion auf die traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, in dem Sprache, Ordnung und Ideologie als Mittel der Zerstörung entlarvt wurden.

„Husten Scherzo“ ist daher mehr als ein komisches Lautspiel – es ist ein radikaler Bruch mit der tradierten Sprache und ein Ausdruck für die Suche nach einer neuen, rohen, unverbrauchten Ausdrucksform. Das Gedicht fordert das Publikum auf, Sprache mit anderen Sinnen wahrzunehmen: nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Ohr, dem Körper, dem Atem.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.