Um zehn nach drei
Ist de Lenz vorbei.
Alle Fliegen, die schon da sind,
Alle Mütter, die Mamma sind,
Alle Herren, die Pappa sind,
Singen Lieder, die dada sind;
Alle Vögel alle.

Tiefernst!
- Frieden
- Gemeinfrei
- Glaube & Spiritualität
Um zehn nach drei
Ist de Lenz vorbei.
Alle Fliegen, die schon da sind,
Alle Mütter, die Mamma sind,
Alle Herren, die Pappa sind,
Singen Lieder, die dada sind;
Alle Vögel alle.
Das Gedicht „Alle Vögel…“ von Kurt Schwitters ist ein typisches Beispiel für seinen dadaistischen Stil, der sich durch eine spielerische und absurde Verwendung von Sprache auszeichnet. Die Bedeutung des Gedichts erschließt sich nicht direkt durch traditionelle Erzählstrukturen oder klare Bilder, sondern vielmehr durch eine humorvolle und leicht provokante Kombination von Wörtern und Konventionen.
Zu Beginn wird eine genaue Zeitangabe gemacht: „Um zehn nach drei / Ist de Lenz vorbei.“ Diese scheinbar banale und präzise Zeitangabe ist eine ironische Wendung, da der Frühling (Lenz) hier plötzlich und unerwartet endet, was die willkürliche und zufällige Natur des dadaistischen Denkens widerspiegelt. Es gibt keinen klaren Übergang oder eine tiefer gehende Bedeutung hinter diesem abrupten Ende des Frühlings.
Im nächsten Abschnitt wird eine Reihe von Personen und Gruppen vorgestellt: „Alle Fliegen, die schon da sind“, „Alle Mütter, die Mamma sind“, „Alle Herren, die Pappa sind“. Diese Aufzählung ist bewusst trivial und unspezifisch. Es wird eine Art universelle, aber auch chaotische Zusammengehörigkeit aller Dinge und Wesen suggeriert, die miteinander verbunden sind, ohne dass eine klare Struktur oder Hierarchie erkennbar ist. Auch hier wird durch die Verwendung von „Alle“ eine Gleichheit und Unterscheidungslosigkeit hergestellt, die eine dadaistische Ablehnung der klassischen Ordnung und Bedeutung zum Ausdruck bringt.
Der Höhepunkt des Gedichts ist die Zeile „Singen Lieder, die dada sind“, die eine klare Referenz zur dadaistischen Bewegung darstellt, die sich gegen etablierte Kunstformen und traditionelle Werte richtete. Die „Lieder, die dada sind“, sind keine traditionellen, sinnvollen Lieder, sondern eine Feier des Absurden, des Unerklärlichen und des Zufälligen. In diesem Kontext kann das Singen als Symbol für den Widerstand gegen die Norm und die Akzeptanz des Chaos und der Willkür verstanden werden.
Am Ende des Gedichts bleibt das Bild von „Alle Vögel alle“ übrig – eine weitere Reduzierung und Vereinheitlichung. Die Vögel, die ursprünglich als Symbole für Freiheit und Natürlichkeit betrachtet werden könnten, sind hier einfach „alle“ und verlieren ihre individuelle Bedeutung. Schwitters nutzt diese Technik, um die Grenzen von Sprache, Bedeutung und konventionellen Vorstellungen aufzulösen und eine neue Art des Denkens und Wahrnehmens zu fördern. Das Gedicht lebt von seiner Absurdität und der Unmöglichkeit, einer festen Bedeutung oder Interpretation zu folgen, was es zu einem typischen Werk der dadaistischen Bewegung macht.
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