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Literaturcafé

Von

Wortwarenladen, wo es gurrt und murrt:
Des Hauses Echo, das hier Ego schreit:
Der Literat oder die Eitelkeit:
Das fürbaß schwatzende Gehirn Hans Wurst.

Es redet stets und muß beisammen sitzen.
Ist hier einer, der Zorn empfand und schrie!
Ihr richtet lieber Worte ab zu Witzen
Und äfft die Hölle mit Analgesie.

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Gedicht: Literaturcafé von Paul Boldt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Literaturcafé“ von Paul Boldt setzt sich auf satirische Weise mit der Welt der Literatur und des intellektuellen Diskurses auseinander. Zu Beginn wird der „Wortwarenladen“ beschrieben, der wie ein lebendiger Ort voller Geräusche wirkt, in dem sich die verschiedensten Stimmen und Egos begegnen. Das „Gurren“ und „Murren“ stehen dabei für die Vielzahl an unterschiedlichen Meinungen und Selbstinszenierungen, die in der Welt der Literatur oft aufeinandertreffen, während das „Echo des Hauses“ auf die wiederholte Selbstreferentialität hinweist, die in solchen Kreisen häufig zu finden ist. Die Erwähnung von „Hans Wurst“ verstärkt den Eindruck, dass diese Gespräche oft oberflächlich und von Eitelkeit geprägt sind, als ein Zeichen von geistiger Leere oder unaufhörlichem Gerede ohne tiefere Bedeutung.

In der zweiten Strophe wird das Reden als eine ständige, zwanghafte Aktivität dargestellt, bei der alle „beisammen sitzen“ müssen, um sich zu unterhalten, ohne tatsächlich einen sinnvollen Austausch zu führen. Die „Eitelkeit“ wird hier als zentrales Motiv hervorgehoben – es geht weniger um die Auseinandersetzung mit echten Gefühlen oder Gedanken, sondern vielmehr um die Selbstdarstellung. Der Sprecher fragt, ob es unter den Anwesenden jemanden gibt, der tatsächlich „Zorn empfand und schrie“, was auf eine kritische Haltung hinweist und gleichzeitig die Abwesenheit von Authentizität und wahrer Leidenschaft in der Welt des Literaturcafés betont.

Die letzte Zeile, „Ihr richtet lieber Worte ab zu Witzen und äfft die Hölle mit Analgesie“, zeigt eine sarkastische Kritik an der oberflächlichen Behandlung ernster Themen. Die „Witze“ und die „Analgesie“ (Schmerzbetäubung) deuten darauf hin, dass die Gespräche und Diskussionen in solchen Kreisen oft unangemessene Entschärfungen von tiefgreifenden, emotionalen oder existenziellen Themen sind. Anstatt sich mit dem Ernst der „Hölle“ auseinanderzusetzen, werden diese Themen auf eine humorvolle, aber auch unbedeutende Weise abgehandelt. Der Sprecher kritisiert damit die oberflächliche und verharmlosende Haltung, die in vielen intellektuellen Kreisen vorherrscht, und fordert eine ehrlichere, tiefere Auseinandersetzung mit dem Leben und seinen Herausforderungen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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