Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , ,

Das ist im Leben…

Von

Das ist im Leben häßlich eingerichtet,
Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn,
Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet,
Zum Schluße kommt das Voneinandergehn.
In deinen Augen hab‘ ich einst gelesen,
Es blitzte drin von Lieb und Glück ein Schein:
Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

Leid, Neid und Haß, auch ich hab‘ sie empfunden,
Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann.
Ich träumt‘ von Frieden dann und stillen Stunden,
Da führte mich der Weg zu dir hinan.
In deinen Armen wollt‘ ich ganz genesen,
Zum Danke dir mein junges Leben weih’n.
Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

Die Wolken flieh’n, der Wind saust durch die Blätter,
Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
Doch, wend‘ es sich zum Guten oder Bösen,
Du schlanke Maid, in Treuen denk‘ ich dein.
Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen,
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das ist im Leben… von Joseph Victor von Scheffel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das ist im Leben…“ von Joseph Victor von Scheffel drückt eine melancholische und resignierte Haltung gegenüber den Enttäuschungen des Lebens aus. In den ersten Versen beschreibt der Sprecher die untrennbare Verbindung von Freude und Schmerz, symbolisiert durch die gleichzeitige Anwesenheit von „Rosen“ und „Dornen“. Diese Metapher verdeutlicht, dass im Leben Glück und Leid oft Hand in Hand gehen, und dass die schönsten Wünsche und Hoffnungen am Ende oft im „Voneinandergehn“ münden – einem schmerzlichen Abschied.

Der Sprecher reflektiert seine eigenen Enttäuschungen und sehnt sich nach Frieden und Geborgenheit, die er in der Nähe einer geliebten Person zu finden hofft. Die wiederholte Wendung „Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen“ unterstreicht die Unmöglichkeit eines glücklichen Ausgangs. Es ist eine bittersüße Erkenntnis, dass das ersehnte Glück nicht für ihn bestimmt ist. Diese resignierte Haltung zieht sich durch das gesamte Gedicht und vermittelt das Gefühl, dass das Schicksal unerbittlich ist und das Gute im Leben oft unerreichbar bleibt.

Die zweite Strophe verweist auf den Weg des Sprechers als „sturmgeprüfter müder Wandersmann“, der in der Liebe Heilung zu finden hoffte. Die Armensuche nach Trost und Heilung in der Liebe führt jedoch zu einer weiteren Enttäuschung, was die wiederholte Verwendung der Floskel „Behüt dich Gott“ zu einem Ausdruck von sowohl Resignation als auch einem letzten Wunsch nach Wohlstand für die andere Person macht.

Im letzten Abschnitt beschreibt der Sprecher ein trübes, regnerisches Bild der Welt, das mit der Endgültigkeit des Abschieds in Einklang steht. Die Natur wird zum Spiegel des inneren Gefühls der Trauer und Enttäuschung. Dennoch bleibt eine gewisse Hoffnung, dass die Erinnerung an die geliebte Person in Treue bewahrt wird, auch wenn der Abschied endgültig ist. Die abschließende Zeile, die erneut das Unausweichliche des Nichtzustandekommens des Glücks festhält, zeigt, dass der Sprecher sich mit dem Schicksal abgefunden hat. Das Gedicht endet somit in einer stillen, unaufdringlichen Trauer.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.