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Lied

Von

Ins stille Land!
Wer leitet uns hinüber?
Schon wölkt sich uns der Abendhimmel trüber,
Und immer trümmervoller wird der Strand.
Wer leitet uns mit sanfter Hand
Hinüber, ach! hinüber
Ins stille Land?

Ins stille Land!
Zu euch, ihr freien Räume
Für die Veredlung! Zarte Morgenträume
Der schönen Seelen! künft’gen Daseins Pfand.
Wer treu des Lebens Kampf bestand,
Trägt seiner Hoffnung Keime
Ins stille Land.

Ach Land! ach Land!
Für alle Sturmbedrohten
Der mildeste von unsers Schicksals Boten
Winkt uns, die Fackel umgewandt,
Und leitet uns mit sanfter Hand
Ins Land der großen Toten,
Ins stille Land.

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Gedicht: Lied von Johann Gaudenz von Salis-Seewis

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied“ von Johann Gaudenz von Salis-Seewis thematisiert die Sehnsucht nach dem Tod als Übergang in ein friedvolles, verklärtes Jenseits. In ruhigem, fast hymnischem Ton beschreibt das lyrische Ich das „stille Land“ als einen Ort der Erlösung von den Mühen und Stürmen des Lebens. Dabei wird der Tod nicht als etwas Bedrohliches, sondern als sanfte Heimkehr dargestellt.

In der ersten Strophe wird die allmähliche Dunkelheit des Lebens symbolisch durch den „trüber“ werdenden Abendhimmel und den „trümmervollen“ Strand angedeutet. Die wiederholte Frage „Wer leitet uns hinüber?“ drückt eine Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung aus: Das stille Land wird als ersehnte, aber schwer erreichbare Zuflucht gesehen. Die sanfte Hand, die führen soll, symbolisiert Trost und ein gnädiges Ende.

Die zweite Strophe vertieft die Vorstellung des stillen Landes als Ort der Veredlung und geistigen Vollendung. Es wird als Zukunftsort für die „schönen Seelen“ beschrieben, ein Ort, an den diejenigen gelangen, die die Kämpfe des Lebens tapfer bestanden haben. Hier tritt der Gedanke der Hoffnung stärker hervor: Das Leben selbst enthält schon die Keime für diese höhere Existenz, die im stillen Land aufblühen sollen.

In der letzten Strophe wird das stille Land schließlich als endgültiges Ziel dargestellt, zu dem ein milder Bote des Schicksals die Sterblichen geleitet. Das Bild der umgewandten Fackel verweist auf das klassische Symbol des erlöschenden Lebens, doch wird dieser Akt nicht als tragisch, sondern als gnädig und friedvoll inszeniert. Damit gelingt dem Gedicht eine sanfte, trostvolle Deutung des Todes – als liebevolle Heimkehr in eine größere, bessere Welt.

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Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.