Was andren Leuten in der Welt,
Ihr Haus betreffend, nicht gefällt,
Das bleibet mir zwar unbekant;
Mir aber komt ein Ding zur Hand,
Ein rechtes Elend, voll Betrug,
Mein ärgster Feind, heißt. „Zeit genug!“

Lied
- Alltag
- Frieden
- Gemeinfrei
Was andren Leuten in der Welt,
Ihr Haus betreffend, nicht gefällt,
Das bleibet mir zwar unbekant;
Mir aber komt ein Ding zur Hand,
Ein rechtes Elend, voll Betrug,
Mein ärgster Feind, heißt. „Zeit genug!“
Das Gedicht „Zeit genug“ von Johann Rist ist ein kurzer, pointierter Text, der in knapper Form ein moralisches Problem beschreibt: das Aufschieben wichtiger Aufgaben unter dem Vorwand, es sei noch „Zeit genug“. Das lyrische Ich gesteht, dass ihm – im Gegensatz zu anderen weltlichen Problemen – vor allem diese Haltung zur Gefahr wird.
Rist personifiziert die Aufschieberitis als „ärgsten Feind“, was die Ernsthaftigkeit des Problems betont. „Zeit genug“ wird nicht als harmlose Ausrede dargestellt, sondern als betrügerisches Elend, das den Menschen täuscht und in seiner Entwicklung hindert. Die Gefahr liegt darin, dass durch ständiges Aufschieben Lebenszeit und Chancen verloren gehen, ohne dass man es rechtzeitig bemerkt.
Die schlichte, klare Sprache und der knappe Aufbau des Gedichts verstärken die Eindringlichkeit der Botschaft. Typisch für die barocke Lebenshaltung, die von der Vergänglichkeit („Vanitas“) geprägt ist, ruft Rist zur Wachsamkeit und zum klugen Umgang mit der eigenen Lebenszeit auf. Er warnt davor, sich von falscher Sicherheit täuschen zu lassen.
Insgesamt mahnt „Zeit genug“ in wenigen Versen zu Tatkraft, Wachsamkeit und einer bewussten Lebensführung, in der man sich nicht von der Illusion unendlicher Zeit verführen lässt. Möchtest du noch eine kurze Zusammenfassung, wie das Thema Vergänglichkeit im barocken Denken allgemein eine Rolle spielt?
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
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