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Die Ameisen

Von

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.

Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Ameisen von Joachim Ringelnatz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Ameisen“ von Joachim Ringelnatz erzählt in knapper und humorvoller Form die Geschichte zweier Ameisen, die große Reisepläne schmieden. Sie wollen bis nach Australien – ein für Ameisen schier unüberwindliches Ziel. Doch schon in Altona, also kaum gestartet, machen ihre Beine schlapp, und sie geben ihr Vorhaben auf.

Die absurde Idee, dass Ameisen ausgerechnet nach Australien wandern wollen, unterstreicht die Überheblichkeit oder auch die kindliche Naivität, mit der große Pläne gefasst werden, ohne die eigenen Grenzen realistisch einzuschätzen. Die Verlegung der Szene auf die „Chaussee“ (eine Landstraße) statt in eine exotische Umgebung verstärkt die Komik und macht das Scheitern der Ameisen besonders greifbar.

Der knappe, volksliedhafte Stil mit seinen klaren Reimen und der einfachen Sprache passt perfekt zur fabelartigen Struktur des Gedichts. Die Handlung schreitet rasch voran und führt zu einer leisen, augenzwinkernden Moral: Oftmals sind es nicht äußere Umstände, sondern die eigenen Begrenzungen, die große Pläne scheitern lassen.

Im letzten Zweizeiler wird die kleine Geschichte in eine allgemeine Lebensweisheit überführt. Ringelnatz zeigt damit, dass der Verzicht – auch wenn er ursprünglich aus Schwäche resultiert – nicht nur negativ sein muss, sondern manchmal sogar eine gewisse Erleichterung oder kluge Einsicht bedeutet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.