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Zu zweien
Schimmernde Flügel bewegen die dunkelnden Wasser,
fliehen und suchen und sinken und heben sich wieder;
leise verzittern die Wellen in schwingenden Kreisen,
und an dem schwebenden Weidengefieder zuckt bläulich
schmal die Libelle.
Wie es so fürstlich sich schweigt in den schwankenden Schatten
tiefer Gedanken, gestaltender Träume zu zweien,
wenn in der Feierlichkeit der gesegneten Stunde
Fernes dem Geist sich enthüllt und die Seelen entzündet
allem Geheimnis!
Aber derweilen, entrückt in olympische Zonen,
wissen wir gar nicht, dass unsere zärtlichen Hände,
müde der göttlichen Höhe, wie fröhliche Kinder,
spielen das köstliche Spiel von Libelle und Wasser,
suchend und fliehend.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zu zweien“ von Margarete Beutler beschreibt eine intime, fast mystische Szene, die von einer tiefen Verbindung zwischen den zwei Menschen und der Natur durchzogen ist. Zu Beginn zeigt sich das Bild einer Libelle, die über „dunkelnde Wasser“ schwebt, was eine sanfte, unbeständige Bewegung suggeriert. Die „schimmernden Flügel“ und das „bläuliche Zucken“ der Libelle stehen für etwas Flüchtiges, Leichtes und zugleich Geheimnisvolles. Diese Darstellung von Natur und Bewegung spiegelt die Fragilität und Schönheit des Moments wider.
Die zweite Strophe hebt die Atmosphäre der Stille und des Rückzugs hervor, in der sich die „tieferen Gedanken“ und „gestaltenden Träume“ entfalten können. Die „schwankenden Schatten“ und „fürstliche Stille“ erzeugen eine feierliche, beinahe sakrale Stimmung, die den Raum für eine tiefe emotionale und spirituelle Verbindung öffnet. Hier wird die Bedeutung der gemeinsamen Zeit und der geistigen Nähe unterstrichen, in der „fernes dem Geist sich enthüllt“ und die „Seelen entzündet“ werden – ein Hinweis auf eine nahezu mystische Erfahrung, in der sich etwas Größeres, Unaussprechliches offenbart.
In der dritten Strophe wird das Bild dieser Verbindung durch eine poetische Metaphorik erweitert. Die „olympischen Zonen“ deuten auf eine Erhebung über das Alltägliche hin, als ob die Menschen in einem höheren, fast göttlichen Zustand verweilen. Doch trotz dieser Erhebung bleibt die Szene von einer spielerischen Leichtigkeit geprägt. Die „müden Hände“, die wie „fröhliche Kinder“ das „köstliche Spiel“ von „Libelle und Wasser“ spielen, bringen die Erde und das Alltägliche wieder ins Spiel. Diese Bewegung von „suchen und fliehen“ ist nicht nur ein körperliches Spiel, sondern auch eine symbolische Darstellung der Zweisamkeit, die gleichermaßen von Nähe und Distanz geprägt ist – ein ständiges Wechselspiel der Annäherung und des Zurückweichens.
Das Gedicht insgesamt beschreibt eine tief empfundene Verbindung zwischen zwei Menschen, die sowohl durch ihre geistige und spirituelle Nähe als auch durch ihre verspielte, körperliche Interaktion gekennzeichnet ist. Es wird eine Atmosphäre der Harmonie und des Geheimnisses erzeugt, in der sowohl das Erhabene als auch das Alltägliche ihren Platz haben. Die Libelle und das Wasser sind dabei nicht nur Elemente der Natur, sondern auch Symbole für die Fragilität und gleichzeitig die Schönheit der menschlichen Beziehung.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.