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Ich möchte…

Von

Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten
Gestirne schnell und unbewußt erbleichen,
Erliegen möcht‘ ich einst des Todes Streichen,
Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.

Ich will ja nicht im Leben oder Dichten
Den großen Unerreichlichen erreichen,
Ich möcht‘, o Freund, ihm nur im Tode gleichen;
Doch höre nun die schönste der Geschichten!

Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,
Und hatte, der ermüdet war, die Wangen
Auf seines Lieblings schönes Knie geleget:

Als nun der Chöre Melodien verklangen,
Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,
Doch zu den Göttern war er heimgegangen.

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Gedicht: Ich möchte… von August von Platen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ich möchte…“ von August von Platen beschäftigt sich mit der Vorstellung vom Tod und dem Wunsch nach einer sanften, beinahe mystischen Übergabe in das Jenseits. Der Sprecher drückt den Wunsch aus, im Tod wie die Sterne zu vergehen – schnell und ohne großes Aufsehen. Diese Vorstellung spiegelt eine Sehnsucht nach einem natürlichen, unauffälligen Ende wider, das nicht von weltlichen Bestrebungen oder Ruhm überschattet ist.

Besonders die Anspielung auf Pindar, einen der bedeutendsten antiken Dichter, lässt erahnen, dass der Sprecher nicht nach Ruhm oder Größe im Leben strebt. Stattdessen möchte er dem Unerreichbaren, dem Ideal des Dichters, im Tod nacheifern – ein Gleichklang mit dem Tod als Vollendung seines Lebens. Das Gedicht zeigt den Wunsch, nicht durch Taten im Leben, sondern durch das Ende selbst eine gewisse Bedeutung zu erlangen.

In der zweiten Strophe wird eine Szene aus einem Theaterstück eingeführt, die eine stille und tief bewegende Atmosphäre schafft. Der Sprecher beschreibt einen Moment der Zärtlichkeit, als ein erschöpfter Mann, von Musik und Gesang bewegt, in den Schoß seines Lieblings sinkt. Diese Szene verleiht dem Tod eine beinahe friedliche und schöne Qualität, die durch den Kontrast zum bevorstehenden Verlust verstärkt wird.

Der plötzliche Übergang von Leben zu Tod wird im letzten Vers dramatisch: Der Freund, der den schlafenden Mann wecken möchte, entdeckt, dass dieser nicht mehr unter den Lebenden weilt. Dies verstärkt die Vorstellung des plötzlichen und unerkannten Todes, der wie ein sanfter Übergang zu den Göttern, dem Unvergänglichen, dargestellt wird. Das Gedicht bleibt eine Reflexion über die Vergänglichkeit und die friedliche, vielleicht sogar schöne Art des Vergehens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.