Mit dir!
Nimm mich mit, wohin dein Fuß
auf des Lebens Pfaden gehet,
denn da weht mir Heimatgruß,
wo dein süßer Atem wehet.
Nimm mich mit, wenn kühn dein Geist
fliegt durch alle Himmelsräume
und zur Erde, die verwaist
bringt des Jenseits goldne Träume.
Nimm mich mit, wenn in’s Gefecht,
wo du heldenherrlich streitest,
für der Menschheit heilig Recht
Du, ein edler Ritter, schreitest.
Nimm mich mit, wenn still, gebückt
zu der tiefen Geisterquelle,
deine Seele sich erquickt
mit des Denkens Lebenswelle.
Nimm mich mit, es sei dein Teil
Wonne, Jammer, Leben, Sterben!
Nimm mich mit in’s ew’ge Heil
und in’s ewige Verderben!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mit dir!“ von Betty Paoli drückt eine leidenschaftliche und bedingungslose Hingabe an den geliebten Menschen aus. Die Sprecherin fordert ihren Geliebten immer wieder auf, sie mitzunehmen – sei es auf den Wegen des Lebens, in den Weiten des Himmels oder zu den Kämpfen des Lebens. Die wiederholte Aufforderung „Nimm mich mit“ zeigt ihre Bereitschaft, sich vollkommen mit ihm zu vereinen und seinen Weg in jeder Lebenslage zu teilen. Es geht nicht nur um die gemeinsamen, freudigen Momente, sondern auch um das Teilen von Herausforderungen und Ängsten.
Die erste Strophe beschreibt eine tiefe Verbundenheit, die über geographische Grenzen hinausgeht. Heimat ist für die Sprecherin dort, wo der Atem des Geliebten weht – die Nähe des geliebten Menschen verleiht ihr Geborgenheit und das Gefühl von Zuhause. In den folgenden Strophen wird die Reise des Geliebten metaphorisch beschrieben: Sie möchte ihn nicht nur auf der physischen Ebene begleiten, sondern auch auf spirituellen und intellektuellen Ebenen. Das Bild des „fliegenden Geistes“ und das „Jenseits“ verweisen auf den Wunsch, mit ihm zu den Höhen der Gedanken und zu einem höheren Verständnis des Lebens zu gelangen.
Der Ruf „Nimm mich mit“ wird dann weiter auf die Welt der Kämpfe und Herausforderungen ausgeweitet. Die Sprecherin möchte ihren Geliebten auch in seinen heldenhaften Bestrebungen begleiten, wenn er für das „heilige Recht der Menschheit“ streitet. Es ist ein Bild der Solidarität und des unerschütterlichen Glaubens an seine Mission. Sie ist bereit, sich an seiner Seite zu stellen, wenn er für eine größere Sache kämpft. Diese Haltung der bedingungslosen Unterstützung wird auch in der letzten Strophe auf das Leben und den Tod übertragen.
Das Gedicht endet mit einer drastischen Wendung, indem es sowohl das „ewige Heil“ als auch das „ewige Verderben“ erwähnt. Die Sprecherin ist bereit, ihren Geliebten durch alle Höhen und Tiefen zu begleiten, ohne sich vor den Schatten des Lebens zu fürchten. Diese Ausgewogenheit zwischen Freude und Leid, Leben und Tod zeigt die Untrennbarkeit der beiden in ihrer Vorstellung von einer wahren, tiefen Liebe. Die Sprecherin akzeptiert die Komplexität des Lebens und ist bereit, sich jeder Erfahrung zu stellen, solange sie an seiner Seite sein kann.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.