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Liebeslied

Von

Potz, Deubelsdreck und Schwerebrett,
ick jeh mit Jette Lück zu Bett.
Jette, komm int Heu mit mich;
sieben Kinder mach ick dich;
willstu nich, denn willstu nich,
aber haben muss ick dich,
denn mir puderts fürchterlich.
Jette, komm int Heu zu mich!

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Gedicht: Liebeslied von Margarete Beutler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Liebeslied“ von Margarete Beutler ist eine satirische, derbe und zugleich pointiert gereimte Miniatur, die mit einem spielerisch-groben Tonfall das Thema Liebe und körperliches Verlangen ins Groteske übersteigert. In bewusstem Gegensatz zur traditionellen Lyrik des „Liebeslieds“ greift Beutler hier zu einer Sprache, die vulgär, direkt und komisch wirkt – ganz im Stil einer parodistischen Volkspoesie.

Das lyrische Ich spricht in Berliner Dialekt, was dem Text eine volkstümliche, fast burleske Färbung verleiht. Ausdrücke wie „Potz, Deubelsdreck und Schwerebrett“ bringen eine übersteigerte Empörung oder Aufregung zum Ausdruck und leiten ein, was folgt: ein fordernder, fast aggressiver Ausdruck sexuellen Begehrens. Die Liebe wird hier nicht verklärt oder romantisiert, sondern mit brachialer Direktheit als triebhafte, fast zwingende Kraft dargestellt.

Die Wiederholung der Bitte „Jette, komm int Heu mit mich“ sowie die Zuspitzung „willstu nich, denn willstu nich, aber haben muss ick dich“ zeigen ein lyrisches Ich, das wenig Rücksicht auf den Willen des Gegenübers nimmt. Diese Form der Liebe ist Besitz ergreifend, körperlich, ungebändigt – eine Karikatur männlichen Begehrens. Durch Übertreibung und Rhythmus entsteht dabei eine grotesk-komische Wirkung.

Beutler unterläuft mit diesem Text bewusst die Konventionen lyrischer Sprache und der Geschlechterrollen. Die derbe Direktheit legt gesellschaftliche Vorstellungen von Männlichkeit und Sexualität bloß, ohne diese explizit zu kommentieren – sie wirken durch das groteske Übermaß selbst entlarvend. So ist dieses „Liebeslied“ weniger romantisch als vielmehr eine ironische Brechung von Begehren, Sprache und Macht im Gewand eines deftigen Spottlieds.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.