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An Goethe

Von

Das Unvergängliche
Ist nur dein Gleichnis!
Gott der Verfängliche
Ist Dichter-Erschleichnis…

Welt-Rad, das rollende,
Streift Ziel auf Ziel:
Noth – nennt’s der Grollende,
Der Narr nennt’s – Spiel…

Welt-Spiel, das herrische,
Mischt Sein und Schein: –
Das Ewig-Närrische
Mischt uns – hinein!…

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Gedicht: An Goethe von Friedrich Nietzsche

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Goethe“ von Friedrich Nietzsche ist eine kritische Reflexion über die Welt, das Leben und die Kunst, die sich direkt an Johann Wolfgang von Goethe richtet. In der ersten Strophe wird die Unvergänglichkeit als „Gleichnis“ bezeichnet, das nur eine Darstellung eines tieferen, unerreichbaren Prinzips darstellt. Nietzsche spielt hier mit der Idee, dass das, was als „unvergänglich“ oder als göttlich angesehen wird, in Wirklichkeit nur ein poetisches Bild ist, eine Erfindung des Dichters, die sich von der Wahrheit entfernt. Es gibt einen subtilen Hinweis auf die Vergänglichkeit und die Beschränkungen menschlicher Wahrnehmung.

In der zweiten Strophe bezieht sich Nietzsche auf das „Welt-Rad“, das symbolisch für das ewige, sich drehende Leben steht. Das Weltgeschehen wird hier als unaufhaltsames Streben von „Ziel auf Ziel“ beschrieben, wobei das „Rad“ nie wirklich an einem endgültigen Ziel ankommt. Der „Grollende“ sieht dieses Rad als eine Quelle von Not, während der „Narr“ es lediglich als ein Spiel betrachtet. Nietzsche stellt damit die unterschiedliche Wahrnehmung von Leid und Leben dar: Während der eine die Welt als schmerzhaft und belastend erlebt, erscheint sie dem anderen als bedeutungslos und von Freude geprägt.

In der letzten Strophe wird die Welt als ein „Spiel“ beschrieben, das die Realität von Sein und Schein miteinander vermischt. Nietzsche spricht von dem „Ewig-Närrischen“, das uns in dieses Spiel hineinzieht, was auf die menschliche Neigung hinweist, in einem illusionären Zustand zu leben, in dem das wahre Wesen der Welt verborgen bleibt. Der „Narr“ symbolisiert hier das Unverständnis oder die Unfähigkeit, die tiefere Bedeutung des Lebens zu erkennen, und zeigt den Menschen als Teil eines großen Spiels, das von einer höheren Macht oder dem Schicksal gelenkt wird.

Insgesamt lässt sich Nietzsche in diesem Gedicht als ein Denker erkennen, der die Bedeutung von Existenz und Kunst hinterfragt. Goethe, als ein herausragender Dichter, wird als jemand betrachtet, der in seinen Werken diese großen Fragen der Vergänglichkeit und der Illusion behandelt, aber Nietzsche bleibt kritisch und fordert eine noch tiefere Auseinandersetzung mit dem Leben und seiner Bedeutung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.