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Einer Griechin

Von

Du kommst heran mit leichten, scheuen Tritten,
Ein Blütenblatt, vom Süden hergeweht,
Und blickst so schwermuthsvoll umher, inmitten
Des Volks, das deine Sprache nicht versteht.

Ich kenn‘ sie nicht; doch auf dem Lebensgange
Empfind ich oft mich einsam, fremd wie du:
Mir ist bei deiner Stimme weichem Klange,
Als rief ein Herz den Schwestergruß mir zu.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Einer Griechin von Marie von Najmájer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Einer Griechin“ von Marie von Najmájer beschreibt in wenigen, feinen Versen eine Begegnung mit einer fremden Frau – einer Griechin –, die aus ihrer Heimat entwurzelt scheint und in einer ihr fremden Umgebung lebt. Die Sprecherin beobachtet sie mit Empathie und Sensibilität, wobei sich eine stille Verbindung zwischen den beiden Frauen herstellt.

Die Griechin erscheint als zartes, verletzliches Wesen, das mit „leichten, scheuen Tritten“ in eine fremde Welt tritt. Das Bild des „Blütenblattes, vom Süden hergeweht“ unterstreicht ihre Zartheit, ihre Herkunft und die Fremdheit, die sie umgibt. Zugleich klingt in diesem Bild eine gewisse Poesie und Tragik mit: Es handelt sich um ein natürlich schönes, aber zugleich schutzloses Wesen, das sich in einer Welt wiederfindet, die ihre Sprache nicht versteht.

Die Sprecherin erkennt in dieser Fremdheit etwas Eigenes wieder. Obwohl sie die Griechin nicht kennt, fühlt sie sich ihr verbunden – durch ein geteiltes Gefühl von Einsamkeit und Entfremdung. Der „Lebensgang“ ist für beide ein Weg des Fremdseins, des Nicht-Dazugehörens. Besonders die Zeile „Als rief ein Herz den Schwestergruß mir zu“ hebt hervor, wie stark die emotionale Resonanz ist: In der Stimme der anderen erkennt das lyrische Ich eine seelenverwandte Stimme, eine stille Solidarität im Gefühl der Isolation.

Das Gedicht spricht damit von der Möglichkeit zwischenmenschlicher Verbindung jenseits von Sprache und Herkunft. Es thematisiert die universelle Erfahrung des Fremdseins, aber auch die stille Kraft des Mitgefühls, das daraus erwachsen kann. In wenigen, feinfühligen Bildern entfaltet Marie von Najmájer ein zartes Porträt stiller Seelenverwandtschaft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.