Der schwüle Abend
Gänzlich lahm ist Geist und Wille –
diese Schwüle ist verteufelt;
wie ein Gift ist ihre Stille,
das in träge Säfte träufelt.
Sieben kleine Hexen sitzen
grübelnd auf dem Galgensteine,
ihre weißen Beinchen lauern
auf die Nacht und auf das Eine.
Wenn sie dieses noch versäumen,
bleibt vom ganzen Hexenspiele
schließlich nur ein dumpfes Träumen
von dem großen Besenstiele!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der schwüle Abend“ von Margarete Beutler fängt die beklemmende Atmosphäre eines heißen, drückenden Abends ein, der den Geist und die körperliche Energie lähmt. Die ersten Zeilen beschreiben die Wirkung der Schwüle, die den „Geist“ und „Wille“ lähmt, was auf eine Blockade oder ein Gefühl der Unfähigkeit hindeutet, aktiv oder kreativ zu sein. Die „Schwüle“ wird als „verteufelt“ und ihr „Gift“ als etwas Giftiges und Zerstörerisches dargestellt, das die Energie des Sprechers in „trägen Säften“ auflöst.
In der zweiten Strophe erscheinen die „sieben kleinen Hexen“, die symbolisch für eine mystische, düstere Stimmung stehen. Der „Galgenstein“, auf dem sie sitzen, verstärkt die düstere, fast bedrohliche Atmosphäre, während ihre „weißen Beinchen“ in Erwartung der Nacht und eines Ereignisses lauern. Die „Hexen“ könnten als metaphorische Figuren für unerfüllte Wünsche oder unerreichte Ziele gedeutet werden, die in der Stille und Schwüle des Abends darauf warten, zu einer Handlung oder Veränderung zu kommen.
Die dritte Strophe bringt eine weitere Wendung, indem sie das Bild der „Hexen“ vertieft, die Gefahr laufen, ihre „Chance“ zu versäumen. Das „Hexenspiel“ scheint ein Symbol für einen unerfüllten, ungenutzten Moment zu sein. Das Versäumnis, den richtigen Zeitpunkt zu ergreifen, führt dazu, dass „vom ganzen Hexenspiele / schließlich nur ein dumpfes Träumen“ bleibt. Hier wird die Bedeutung des richtigen Timing und des Verpassens von Chancen thematisiert. Der „große Besenstiel“ als Symbol für die magische Energie oder das Verlangen nach Veränderung bleibt ungenutzt und träumt nur noch in einer unklaren, inaktiven Form vor sich hin.
Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre von Lethargie, verpassten Möglichkeiten und der schmerzhaften Erkenntnis, dass bestimmte Momente, einmal verpasst, nicht mehr zurückkehren können. Die Schwüle wird als eine treibende, lähmende Kraft dargestellt, die den natürlichen Fluss von Handlungen und Entscheidungen unterdrückt und letztlich nur die Erinnerung an unerfüllte Wünsche zurücklässt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.