Gesang Weylas
Du bist Orplid, mein Land!
Das ferne leuchtet;
Vom Meere dampfet dein besonnter Strand
Den Nebel, so der Götter Wange feuchtet.
Uralte Wasser steigen
Verjüngt um deine Hüften, Kind!
Vor deiner Gottheit beugen
Sich Könige, die deine Wärter sind.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Gesang Weylas“ von Eduard Mörike stellt eine fast mystische und sehr emotionale Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und dem Land Orplid her. Orplid wird als ein beinahe mythisches, unnahbares Land beschrieben, das in der Ferne leuchtet und von einem geheimnisvollen, fast göttlichen Nebel umhüllt ist. Die Zeilen „Vom Meere dampfet dein besonnter Strand / Den Nebel, so der Götter Wange feuchtet“ verleihen Orplid eine transzendente Dimension, die über das Greifbare hinausgeht. Der Strand, der von einem „besonnenen“ Licht durchzogen wird, und der Nebel, der die Wange der Götter berührt, erzeugen eine Atmosphäre des Erhabenen und Überweltlichen, in der das Land als etwas Heiliges und Magisches dargestellt wird.
Die zweite Strophe vertieft diese mystische Darstellung, indem sie Orplid mit uralten, fast ewigen Kräften verbindet. Die „uralten Wasser“, die „verjüngt um deine Hüften“ steigen, symbolisieren eine zyklische Erneuerung und die unaufhörliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Orplid wird hier als ein Land dargestellt, das von göttlichen, unsterblichen Kräften durchdrungen ist, wobei die Natur selbst in ihrer Erscheinung einen göttlichen Charakter trägt. Die Vorstellung, dass „Könige“ sich vor der „Gottheit“ beugen, verstärkt die Idee, dass dieses Land nicht nur von irdischen, sondern von übernatürlichen Mächten beherrscht wird. Es wird als ein Ort des tiefen Respekts und der Verehrung beschrieben, der in seiner Größe und Heiligkeit weit über das Menschliche hinausgeht.
Die Personifikation des Landes Orplid als „Kind“ verstärkt die Verehrung, die der Erzähler für diesen Ort empfindet. Orplid ist nicht nur ein geographischer Raum, sondern ein lebendiges, fast göttliches Wesen, das mit einer besonderen Bedeutung aufgeladen ist. Die „Könige“ als „Wärter“ des Landes deuten darauf hin, dass Orplid ein Ort des Schutzes und der Bewahrung ist, der von einer höheren Macht bewacht wird. Diese Wächter, die sich vor der Gottheit beugen, stehen in einer hierarchischen Beziehung zu dem Land, wobei das Land selbst als das Höchste und Heiligste angesehen wird.
Mörike verwendet in diesem Gedicht eine klare und prächtige Bildsprache, um eine ideale, fast utopische Vision von Orplid zu entwerfen. Das Gedicht verleiht diesem imaginären Land eine mystische Qualität und stellt es als einen Ort der Reinheit, der göttlichen Präsenz und der ewigen Erneuerung dar. Es ist ein romantisches Bild eines Landes, das in seiner Unberührtheit und Schönheit über der Welt der Menschen schwebt und den Leser in eine andere, erhabene Dimension entführt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.