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Das verlassene Mägdelein

Von

Früh, wann die Hähne krähn,
Eh‘ die Sternlein verschwinden,
Muß ich am Herde stehn,
Muß Feuer zünden.

Schön ist der Flammen Schein,
Es springen die Funken;
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.

Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Daß ich die Nacht von dir
Geträumet habe.

Träne auf Träne dann
Stürzet hernieder.
So kommt der Tag heran –
O ging‘ er wieder!

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Gedicht: Das verlassene Mägdelein von Eduard Mörike

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das verlassene Mägdelein“ von Eduard Mörike beschreibt die Einsamkeit und den Schmerz eines Mädchens, das nach einer enttäuschten Liebe in der Dämmerung des Morgens seine Gedanken und Gefühle reflektiert. Es beginnt mit der Bildsprache des frühen Morgens, in dem das Mädchen am Herde stehen muss und das Feuer anzündet. Diese morgendliche Tätigkeit steht in starkem Kontrast zu der emotionalen Welt des Mädchens, das von einem „treulosen Knaben“ verlassen wurde.

Die Schilderung des Feuers und der flimmernden Flammen ist ein Symbol für die inneren Gefühle der Protagonistin. Das Feuer könnte einerseits für die Wärme und Leidenschaft stehen, die sie empfand, andererseits aber auch für die Zerstörung und das Vergehen von Gefühlen, die jetzt nur noch in der Erinnerung existieren. Der „Flammenschein“ und die „springenden Funken“ verdeutlichen eine emotionale Intensität, die sich nicht mehr in positive Energie umwandeln lässt, sondern in „Leid versunken“ ist.

Die plötzliche Erkenntnis, dass sie die Nacht von diesem „treulosen Knaben“ geträumt hat, lässt das Mädchen in tiefe Trauer verfallen. Das Gedicht wird dadurch noch persönlicher und intimer, da es den Moment beschreibt, in dem der Schmerz der Enttäuschung die Träume und die Hoffnungen zerstört. Die Tränen, die in Strömen herniederfallen, sind der Ausdruck ihrer Verzweiflung und des Gefühls der Verlustangst.

Das Gedicht endet mit dem Wunsch, der neue Tag möge wieder verschwinden, was die Erschöpfung und die tiefe Traurigkeit des Mädchens betont. Der Tag bringt keine Erlösung, sondern verstärkt nur den Schmerz. Mörike nutzt hier die schlichte, aber eindringliche Sprache, um das innere Drama der Figur darzustellen. Die Bilder von Flammen, Tränen und einem vergehenden Tag verstärken die Gefühlswelt der Protagonistin und lassen die Zerrissenheit zwischen der Erinnerung an die Liebe und der schmerzhaften Realität des Verlustes erlebbar werden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.