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Zwei Segel

Von

Zwei Segel erhellend
die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
zu ruhiger Flucht!

Wie eins in den Winden
sich wölbt und bewegt,
wird auch das Empfinden
des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten,
das andre geht schnell,
verlangt eins zu rasten,
ruht auch sein Gesell.

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Gedicht: Zwei Segel von Conrad Ferdinand Meyer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zwei Segel“ von Conrad Ferdinand Meyer thematisiert die wechselseitige Beziehung zwischen zwei Wesen, die miteinander in Einklang und Harmonie agieren. Zu Beginn beschreibt der Sprecher die „zwei Segel“, die die „tiefblaue Bucht“ erhellen, was ein Bild von Freiheit, Bewegung und Reise vermittelt. Diese Segel sind nicht nur physische Objekte, sondern stehen auch symbolisch für zwei miteinander verbundene Individuen, die zusammen eine Reise antreten – sei es im physischen oder emotionalen Sinne. Die „ruhige Flucht“ deutet auf eine sanfte Bewegung hin, die im Einklang mit der Natur oder den Umständen erfolgt.

Im zweiten Vers wird die Wechselwirkung zwischen den beiden Segeln beschrieben: „Wie eins in den Winden / sich wölbt und bewegt, / wird auch das Empfinden / des andern erregt.“ Hier wird die tiefe Verbundenheit zwischen den beiden Segeln – und damit zwischen den beiden Wesen – betont. Das Bild des Windes, der die Segel bewegt, steht für äußere Einflüsse, die beide gleichermaßen betreffen und sie in ihrer Bewegung synchronisieren. Das Empfinden des einen beeinflusst das des anderen, was auf die enge emotionale und geistige Verbindung zwischen den beiden hinweist. Diese Wechselwirkung vermittelt das Gefühl, dass die beiden nicht nur physisch, sondern auch psychisch miteinander verbunden sind.

In den letzten Zeilen des Gedichts wird das symbiotische Gleichgewicht zwischen den beiden Segeln weiter ausgebaut: „Begehrt eins zu hasten, / das andre geht schnell, / verlangt eins zu rasten, / ruht auch sein Gesell.“ Dies verdeutlicht, wie die beiden in Harmonie miteinander agieren: Wenn eines der Segel nach schneller Bewegung strebt, folgt das andere, ebenso wenn eines nach Ruhe verlangt, folgt das zweite in Einklang mit ihm. Die Bewegung und Ruhe sind also nicht isoliert, sondern stets im Einklang mit dem anderen, was die Bedeutung von Balance und wechselseitiger Rücksichtnahme unterstreicht.

Meyer beschreibt in diesem Gedicht nicht nur die physische Bewegung der Segel, sondern auch die tiefere Verbindung zwischen den beiden „Segeln“, die als Metapher für eine gleichwertige, harmonische Beziehung dienen. Das Gedicht betont die Bedeutung von Synchronität, Gegenseitigkeit und respektvollem Miteinander, sei es in einer Partnerschaft oder in jeder anderen Art von symbiotischer Beziehung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.