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Der römische Brunnen

Von

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

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Gedicht: Der römische Brunnen von Conrad Ferdinand Meyer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der römische Brunnen“ von Conrad Ferdinand Meyer nutzt das Bild eines Brunnens, um komplexe Themen wie den Fluss von Leben und die Wechselwirkungen zwischen Geben und Nehmen darzustellen. Der erste Vers beschreibt, wie der „Strahl“ des Wassers aufsteigt und in die „Marmorschale“ fällt, wodurch eine visuelle Vorstellung von Bewegung und Energie erzeugt wird. Das Wasser, das in die Schale gießt und „sich verschleiernd“ überfließt, deutet auf die fließende Natur von Zeit und Ereignissen hin, die sich unaufhaltsam fortsetzen. Es wird ein Zyklus der Übergabe und des Fließens etabliert, bei dem jede Schale das Wasser empfängt und es weitergibt.

Die wiederholte Bewegung des Wassers von einer Schale zur nächsten kann als Metapher für den kontinuierlichen Fluss von Energie, Wissen oder Leben selbst gesehen werden. Die „zweite Schale“, die „zu reich“ gibt, verstärkt die Vorstellung von Überfluss und den natürlichen Zyklus von Geben und Nehmen. Hier wird ein Gleichgewicht zwischen den Schalen und ihren Fluten geschaffen, in dem jede Schale sowohl empfängt als auch gibt, was auf die Symbiose zwischen den verschiedenen Aspekten des Lebens und der Natur hinweist. Diese Wechselwirkung zwischen den Schalen stellt eine harmonische, doch dynamische Bewegung dar, die sowohl von Empfang als auch von Weitergabe geprägt ist.

Das Bild des Brunnens als Symbol für das Leben und seine Zyklen ist zentral im Gedicht. „Und jede nimmt und gibt zugleich / Und strömt und ruht“ beschreibt den Zustand der Balance, in dem jede Phase des Lebens sowohl aus Ruhe als auch aus Aktivität besteht. Das Wasser strömt, aber es ruht auch, was die Notwendigkeit der Erholung und des Innehaltens im Lebensfluss betont. Die Metapher des Brunnens könnte darauf hinweisen, dass das Leben ein unaufhörlicher Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung, von Geben und Nehmen ist.

Meyer schafft mit dieser poetischen Darstellung eine tiefgehende Reflexion über den Zyklus des Lebens und die gegenseitige Abhängigkeit der Dinge. Der Brunnen als Symbol für den kontinuierlichen Fluss und die Balance zwischen verschiedenen Kräften verdeutlicht, dass das Leben in einem ständigen Austausch und einer immerwährenden Bewegung ist, in der jeder Moment sowohl eine Gelegenheit zur Aufnahme als auch zur Weitergabe bietet. Die Ruhe, die im Fließen mitschwingt, stellt dabei eine wertvolle Erinnerung daran dar, dass in jedem Prozess der Aktivität auch der Raum für Stille und Ausgleich notwendig ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.