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Aufbruch der Jugend

Von

Die flammenden Gärten des Sommers, Winde, tief und voll Samen,
Wolken, dunkel gebogen, und Häuser, zerschnitten von Licht. –
Müdigkeiten, die aus verwüsteten Nächten über uns kamen,
Köstlich gepflegte, verwelkten wie Blumen, die man sich bricht.

Also zu neuen Tagen erstarkt, wir spannen die Arme,
Unbegreiflichen Lachens erschüttert, wie Kraft, die sich staut,
Wie Truppenkolonnen, unruhig nach Ruf der Alarme,
Wenn hoch und erwartet der Tag überm Osten blaut.

Grell wehen die Fahnen, wir haben uns heftig entschlossen,
Ein Stoß ging durch uns, Not schrie, wir rollen geschwellt,
Wie Sturmflut haben wir uns in die Straßen der Städte ergossen
Und spülen vorüber die Trümmer zerborstener Welt.

Wir fegen die Macht und stürzen die Throne der Alten,
Vermoderte Kronen bieten wir lachend zu Kauf,
Wir haben die Türen zu wimmernden Kasematten zerspalten
Und stoßen die Tore verruchter Gefängnisse auf.

Nun kommen die Scharen Verbannter, sie strammen die Rücken,
Wir pflanzen Waffen in ihre Hand, die sich fürchterlich krampft,
Von roten Tribünen lodert erzürntes Entzücken
Und türmt Barrikaden, von glühenden Rufen umdampft. –

Beglänzt von Morgen, wir sind die verheißnen Erhellten,
Von jungen Messiaskronen das Haupthaar umzackt,
Aus unsern Stirnen springen leuchtende neue Welten:
Erfüllung und Künftiges, Tage, Sturm-überflaggt!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Aufbruch der Jugend von Ernst Wilhelm Lotz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Aufbruch der Jugend“ von Ernst Wilhelm Lotz thematisiert den kraftvollen Aufbruch der Jugend in eine neue, von Veränderung und Rebellion geprägte Zukunft. Zu Beginn beschreibt der Dichter eine Welt, die von „flammenden Gärten“ und „dunkel gebogenen Wolken“ geprägt ist, was auf die chaotische und explosive Energie der Jugend hinweist. Die „Müdigkeiten“, die aus den „verwüsteten Nächten“ kommen, könnten auf die Ermüdung der vorherigen Generationen und die Belastung durch vergangene Erfahrungen hinweisen. Doch die Jugend erlangt durch diesen Aufbruch eine neue Stärke und ist bereit, mit voller Kraft in die Zukunft zu treten.

Im zweiten Vers wird die Jugend als entschlossen dargestellt, den „unbegreiflichen Lachens“ Ausdruck zu verleihen – ein Symbol für die befreiende, kraftvolle Freude, die aus dem Drang zur Veränderung und Erneuerung entsteht. Die „Truppenkolonnen“ und der „Ruf der Alarme“ verdeutlichen den militanten, nahezu revolutionären Charakter dieses Aufbruchs. Es geht darum, sich der Welt zu stellen, den „Tag“ zu ergreifen, der als Symbol für die Zukunft über dem „Osten blaut“. Das Bild von Erschütterung und Aufruhr verstärkt die Dynamik und den Drang nach Veränderung.

Der dritte Abschnitt beschreibt die kollektive Energie und den Widerstand gegen das Alte. Die Jugend „rollen geschwellt“ in die Straßen, wie eine „Sturmflut“, die alles mitreißt und die „Trümmer zerborstener Welt“ hinwegspült. Das Bild der „fegenden Macht“ und der „zerstörten Throne der Alten“ symbolisiert den Widerstand gegen bestehende Autoritäten und Strukturen. Es wird eine neue Ordnung gefordert, und die gewaltsame Befreiung von alten Zwängen ist ein zentrales Thema. Das „Lachen“ der Jugendlichen, das mit den zerfallenden „Kronen“ und „Kasematten“ konfrontiert wird, zeigt die Freude an der Zerstörung der alten Welt und die Hoffnung auf etwas Neues.

Im abschließenden Teil des Gedichts geht es um die Schaffung einer neuen Zukunft, in der die Jugend die Richtung vorgibt. Sie sind „die verheißnen Erhellten“ und tragen „junge Messiaskronen“, was auf die göttliche oder prophetische Rolle anspielt, die die Jugend für sich beansprucht. Die „leuchtenden neuen Welten“, die aus ihren Stirnen sprießen, symbolisieren die Visionen einer besseren Zukunft, die sie mit ihren eigenen Händen gestalten wollen. Das Gedicht endet mit einer wilden, idealistischen Energie, die von einer entschlossenen und ungestümen Jugend getragen wird, die eine Welt nach ihren Vorstellungen erschaffen will, ohne sich von der Vergangenheit aufhalten zu lassen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.