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Landschaft im Strom

Von

Tief wittern die Nasen der Wolkenhunde,
Ihre Schatten beben grau:
Was schwindet im breiten Wassermunde?
Verwischt und ungenau,
Dach, Scharten, Brückenbogenrunde,
Verschwommen rot und grau.
Im schweren Strom schlägt eine Stunde,
Verwischt und ungenau.
Und Feuer, Wasser stehn im Bunde
Feindfreundlich, rot und grau.
Versiegelt mit dem Sonnenrunde,
West Kind und Mann und Frau
Und Maus und Haus im Stromesgrunde.
Nun lagern sich fern im Blau,
Nun strecken sich die Wolkenhunde.

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Gedicht: Landschaft im Strom von Oskar Loerke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Landschaft im Strom“ von Oskar Loerke beschreibt auf poetische Weise eine mystische, fast surreale Szene, die durch den Fluss der Zeit und der Elemente geprägt ist. Die „Wolkenhunde“, die „tief wittern“, sind ein Symbol für die ständige Bewegung und Veränderung der Natur. Ihre „Schatten beben“ und die Landschaft wird „verwischt und ungenau“, was den fließenden, undefinierbaren Charakter der dargestellten Szene unterstreicht. Der „breite Wassermund“ und die verschwommene Darstellung von „Dach, Scharten, Brückenbogenrunde“ lassen auf die Unbeständigkeit von Formen und Strukturen schließen, die sich im Strom der Zeit verlieren.

Der „schwere Strom“ wird im Gedicht zu einem symbolischen Zeitfluss, der eine „Stunde schlägt“ und in seiner Bewegung die Unklarheit und Vergänglichkeit der Welt offenbart. Die ständige Wiederholung des Wortes „verwischt und ungenau“ verstärkt diese Wirkung und zeigt die Unfähigkeit des Menschen, klare, dauerhafte Eindrücke von der Welt zu bewahren. Auch die Verbindung von „Feuer“ und „Wasser“, die „feindfreundlich“ zusammenstehen, spiegelt das Zusammenspiel von gegensätzlichen Kräften wider, die in ihrer Verschmelzung die Welt verändern und dabei sowohl Zerstörung als auch Schöpfung ermöglichen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Versiegelung der Landschaft durch den „Sonnenrunde“ beschrieben, die einen fast mystischen Eindruck vermittelt. Sie lässt sich als Symbol für das unsichtbare Band zwischen Mensch, Natur und Zeit deuten, das diese miteinander verbindet. Die „West Kind und Mann und Frau / Und Maus und Haus im Stromesgrunde“ erscheinen als Teile eines größeren Ganzen, die in einem fortwährenden Fluss miteinander verflochten sind. Diese Darstellung des Zusammenhanges von Mensch und Natur weist auf die Vergänglichkeit und die allgegenwärtige Veränderung hin.

Am Ende des Gedichts, wenn sich die „Wolkenhunde“ im „Blau“ strecken, scheint sich die Szene zu einem ruhigen, aber gleichwohl unbeständigen Abschluss zu bewegen. Die Wolkenhunde, die am Anfang die Szene „wittern“, haben sich nun zurückgezogen, was einen Zustand der Ungewissheit und des Wartens darstellt. Der Strom, der als zentrales Motiv des Gedichts dient, bleibt ein Symbol für den fortwährenden Fluss der Zeit, der alles mit sich nimmt und dabei gleichzeitig immer wieder neue Perspektiven und Eindrücke hervorbringt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.