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Fridericus Rex

Von

1831

Fridericus Rex, unser König und Herr,
Der rief seine Soldaten allesamt ins Gewehr;
Zweihundert Batallions und an die tausend Schwadronen,
Und jeder Grenader kriegt sechzig Patronen.

Ihr verfluchten Kerls,“ sprach Seine Majestät,
»Daß jeder in der Bataille seinen Mann mir steht!
Sie gönnen mir nicht Schlesien und die Grafschaft Glatz
Und die hundert Millionen in meinem Schatz.«

»Die Kais′rin hat sich mit den Franzosen alliiert
Und das römische Reich gegen mich revoltiert;
Die Russen seind gefallen in Preußen ein;
Auf, laßt uns sie zeigen, daß wir brave Landeskinder sein!«

»Meine Generale Schwerin und der Feldmarschall von Keith
Und der Generalmajor von Ziethen seind allemal bereit,
Potz, Mohren, Blitz und Kreuzelement,
Wer den Fritz und seine Soldaten noch nicht kennt!«

Nun adjö, Luise, wisch ab das Gesicht!
Eine jede Kugel, die trifft ja nicht!
Denn träf′ jede Kugel apart ihren Mann,
Wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann?

Die Musketenkugel macht ein kleines Loch;
Die Kanonenkugel macht ein weit größeres noch;
Die Kugeln sind alle von Eisen und Blei,
Und manche Kugel geht manchem vorbei.

Unsre Artillerie hat ein vortreffliches Kaliber,
Und von den Preußen geht keiner zum Feind nicht über;
Die Schweden, die haben verflucht schlechtes Feld;
Wer weiß, ob der Östreicher besseres hält.

Mit Pomade bezahlt den Franzosen ihr König;
Wir kriegen′s alle Wochen bei Heller und Pfennig.
Potz, Mohren, Blitz und Kreuzsakrament,
Wer kriegt so prompt wie der Preuße sein Traktement!

Friedricus, mein König, den der Lorbeerkranz ziert,
Ach hättest du nur öfters zu plündern permittiert.
Friedericus Rex, mein König und Held,
Wir schlügen den Teufel für dich aus der Welt!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Fridericus Rex von Willibald Alexis

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Fridericus Rex“ von Willibald Alexis ist eine Hommage an Friedrich den Großen und seine Armee, geschrieben in einem volkstümlichen, fast derben Ton. Es feiert den preußischen Militarismus und die Loyalität der Soldaten zu ihrem König, während es gleichzeitig eine humorvolle Distanzierung vom Schrecken des Krieges erkennen lässt. Der Text spiegelt die populäre Verehrung für den preußischen König im frühen 19. Jahrhundert wider und idealisiert dessen Führungsstil.

Das Gedicht zeichnet ein Bild von Friedrich dem Großen als einem energischen und fordernden Anführer, der seine Soldaten mit markigen Worten („Ihr verfluchten Kerls“) antreibt. Die direkte Rede verleiht dem Gedicht eine unmittelbare, fast theatralische Qualität. Die Aufzählung der militärischen Stärke – „zweihundert Bataillone und an die tausend Schwadronen“ – unterstreicht die militärische Macht Preußens. Gleichzeitig wird durch die Erwähnung der Bedrohungen von außen – die Kais′rin, die Franzosen, die Russen – die Notwendigkeit des Krieges legitimiert und ein Wir-Gefühl erzeugt.

Interessant ist die Mischung aus martialischer Rhetorik und volkstümlicher Weisheit. Die scheinbar pragmatische Akzeptanz des Krieges („Eine jede Kugel, die trifft ja nicht!“) und die Auseinandersetzung mit der Bezahlung der Soldaten (im Vergleich zu „Pomade“ für französische Soldaten) erden das Gedicht und verleihen ihm eine realistische Note. Die stetige Treue zum König, aber auch der Wunsch nach Bereicherung, lassen einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des preußischen Soldaten zu.

Die Verwendung von Ausdrücken wie „Potz, Mohren, Blitz und Kreuzelement“ und die direkte Anrede des Königs („Friedricus Rex, mein König und Held“) unterstreichen den volkstümlichen Charakter des Gedichts. Die abschließenden Zeilen, in denen der Wunsch nach Plünderungen und der Bereitschaft, den Teufel für den König zu bekämpfen, geäußert werden, sind Ausdruck einer unbedingten Loyalität, die jedoch auch von materiellen Interessen und dem Wunsch nach Ruhm und Ehre motiviert ist. Das Gedicht ist somit ein vielschichtiges Bild des preußischen Militarismus, das sowohl die Begeisterung als auch die pragmatischen Realitäten des Krieges widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.