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Schlägerlied

Von

(Weise: Schön ist′s, unter freiem Himmel)

Brüder, auf! erhebt die Klingen,
Laßt sie hell und freundlich blinken,
Stoßt auf ihre Siege an;
Lasset uns zu ihrem Preise
Lieder weihn nach alter Weise,
Denn die Klinge ziert den Mann.

Zu bewahren seine Ehre,
Zieht der Bursch die blanke Wehre,
Schwingt den Schläger frank und frei;
Denn das ist ja Burschenadel,
Daß die Ehre ohne Tadel,
Ohne Schmach der Name sei.

Ja! wie in der Vorzeit Tagen
Darf der freie Bursch es wagen:
Fordern seines Feindes Blut.
Tief verachtet er den Feigen,
Er darf Männerkraft noch zeigen,
Darf noch zeigen Heldenmut.

Und im festgeschmückten Saale
Bei des Burschen Bundesmahle
Blinkt der nie besiegte Stahl,
Gibt dem Burschen neue Weihe,
Der beim Landesvater Treue
Schwur mit klingendem Pokal.

Wird ein altes Haus begleitet,
Das mit schwerem Herzen scheidet
Aus der lieben Musenstadt:
Trägt ein Fuchs, als Waffenträger,
Vor ihm her den blanken Schläger,
Den er forsch geführet hat.

Ist ein Bruder abgeschieden
Dorthin zu dem ew′gen Frieden
Bei der alten Väter Schar:
Schmücken wir, zur Todesfeier,
Seines Sarges schwarze Schleier
Mit dem blanken Schlägerpaar.

So in Burschenfreud und -leide
Blinkst du, seine Augenweide,
Schöner Hieber, in der Luft.
Mag′s zu Lust und Trauer führen,
Du mußt seine Würde zieren
Beim Gelage, bei der Gruft.

Drum so laßt sie freudig blinken,
Rufet: Hoch Germanias Klingen,
Die noch keiner weichen sah!
Selbst dem Teufel gegenüber
Ziehn wir blank Germanias Hieber,
Fallen aus – pro patria.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Schlägerlied von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schlägerlied“ von Wilhelm Hauff ist eine hymnische Verherrlichung des studentischen Fechtens und der Ehre, die damit verbunden ist. Es beschreibt die Bedeutung des Schlägers, also des Fechtschwerts, in verschiedenen Lebenslagen eines Studenten – von freudigen Momenten wie dem Trinkgelage bis hin zu traurigen Anlässen wie dem Tod eines Kameraden. Das Gedicht ist von einem Geist der Kameradschaft, des Mutes und der unerschütterlichen Treue geprägt.

Das Gedicht ist in sieben Strophen unterteilt, jede mit einem klaren Reimschema und einem eingängigen Rhythmus, der an traditionelle Volkslieder erinnert. Dies unterstreicht die Verehrung, die den Idealen des Studentenlebens entgegengebracht wird. Der Schläger wird als Symbol für Ehre, Männlichkeit und Tapferkeit verehrt, und das Gedicht feiert die Fähigkeit der Studenten, sich in Ehren zu verteidigen und für ihre Ideale einzustehen. In der zweiten Strophe wird beispielsweise die Notwendigkeit betont, die eigene Ehre zu bewahren, indem der Bursch die „blanke Wehre“ (das Schwert) zieht.

Hauffs Werk reflektiert auch die gesellschaftlichen Normen und Werte seiner Zeit. Die dritte Strophe etwa glorifiziert die Fähigkeit, den „Feindes Blut“ zu fordern und „Männerkraft“ und „Heldenmut“ zu zeigen. Dies spiegelt die im 19. Jahrhundert verbreiteten studentischen Duellpraktiken wider, die ein Mittel zur Wahrung der Ehre darstellten. In diesem Kontext wird der Schläger nicht nur als Waffe, sondern als ein zentrales Element der Identität und des Ansehens des Studenten gesehen. Die vierte Strophe, die das Festmahl thematisiert, zeigt die enge Verbindung zwischen Fechten, Kameradschaft und Treue.

Das Gedicht beschränkt sich aber nicht nur auf die glorifizierenden Aspekte des studentischen Lebens. Es berücksichtigt auch die Trauer, die mit dem Tod eines Kameraden einhergeht. Die fünfte und sechste Strophe beschreiben, wie der Schläger auch in Zeiten der Trauer eine wichtige Rolle spielt, sei es beim Abschied von einem alten Haus (einer studentischen Verbindung) oder bei der Beerdigung eines Bruders. Diese Stellen verdeutlichen die tiefe Verbundenheit und Solidarität innerhalb der studentischen Gemeinschaft.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Schlägerlied“ ein lebendiges Zeugnis der studentischen Kultur des 19. Jahrhunderts ist. Es feiert die Tugenden wie Ehre, Mut und Kameradschaft, die in dieser Welt von zentraler Bedeutung waren. Das Gedicht dient als Loblied auf den Schläger, der sowohl in freudigen als auch in traurigen Momenten des Studentenlebens präsent ist und die unerschütterliche Treue und den Stolz der Studenten auf ihre Gemeinschaft und ihre Ideale verkörpert. Die letzte Strophe, die mit einem patriotischen Ausruf endet, unterstreicht die tiefe Verwurzelung der Studenten in ihrem Vaterland.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.