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Liebesnacht

Von

Nun lös ich sanft die lieben Hände,
Die du mir um den Hals gelegt,
Daß ich in deinen Augen finde,
Was dir das kleine Herz bewegt.

O sieh die Nacht, die wundervolle;
In ferne Länder zog der Tag.
Der Birke Zischellaub verstummte,
Sie horcht dem Nachtigallenschlag.

Der weiße Schlehdorn uns zu Häupten,
Es ist die liebste Blüte mir;
Trenn ab ein Zweiglein, eh wir scheiden,
Zu dein und meines Hutes Zier.

Laß, Mädchen, uns die Nacht genießen!
Allein gehört sie mir und dir.
Die Blüte will ich aufbewahren
An diese Frühlingsstunde hier.

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Gedicht: Liebesnacht von Detlev von Liliencron

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Liebesnacht“ von Detlev von Liliencron entführt den Leser in eine intime, fast magische Szene zwischen zwei Liebenden in einer Frühlingsnacht. Der erste Vers beginnt mit einer sanften Trennung der Hände des Geliebten, was eine Zartheit und gleichzeitig eine innige Verbundenheit ausdrückt. Der Sprecher bittet darum, in den Augen der geliebten Person das zu finden, was ihr Herz bewegt, und verweist damit auf die tiefe emotionale Verbindung, die zwischen den beiden besteht. Der Blick in die Augen des anderen wird als ein Weg dargestellt, die geheimen, unausgesprochenen Gefühle zu verstehen.

Die Nacht selbst wird als „wundervoll“ und geheimnisvoll beschrieben, in der der Tag bereits in „ferne Länder zog“ und die Natur in einen Zustand der Ruhe übergeht. Das Bild der „Birke“, deren „Zischellaub“ verstummt, und der „Nachtigallenschlag“, der die Nacht durchdringt, evoziert eine Atmosphäre der Stille und gleichzeitig des Lebens, das in der Dunkelheit fortbesteht. Diese Naturbilder verweben sich mit der emotionalen Ebene des Gedichts und verstärken das Gefühl von Frieden und Zweisamkeit, das die Liebenden in diesem Moment erfahren.

Der weiße Schlehdorn, der „zu Häupten“ der beiden wächst, wird zur Metapher für die Reinheit und Frische der Liebe. Das Abbrechen eines Zweiglein, das als Zierde für die Hüte der Liebenden dient, symbolisiert nicht nur die Verbundenheit, sondern auch das Festhalten an einem besonderen Moment. Es ist ein Akt der Erinnerung, der die Flüchtigkeit des Augenblicks zu bewahren sucht.

Im letzten Teil des Gedichts fordert der Sprecher dazu auf, die Nacht in vollen Zügen zu genießen, da diese Nacht, in der sie sich befinden, „allein“ ihnen gehört. Diese Intimität wird betont, indem er die „Blüte“ aufbewahren möchte – als ein Symbol für diese besondere Frühlingsstunde, die nur in dieser Nacht existiert. Liliencron betont die Bedeutung von Momenten der Zweisamkeit und deren dauerhafte Bedeutung in der Erinnerung, was durch das Bild der Blüte, die „aufbewahrt“ wird, verdeutlicht wird. Die Liebesnacht ist somit nicht nur eine Erfahrung im Moment, sondern auch ein Symbol für die ewige Erinnerung an diesen Augenblick des Glücks und der Nähe.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.