1.
Einst war dem herrschenden Rom zu eng die lebendige Erde,
Heutigen Tages ist′s kaum noch für ein Büchlein genug
2.
Hannibal fürchtete sich vor Roma′s ewigen Mauern,
Aber der Britte trägt nun Rom ganz behaglich im Sack.
1.
Einst war dem herrschenden Rom zu eng die lebendige Erde,
Heutigen Tages ist′s kaum noch für ein Büchlein genug
2.
Hannibal fürchtete sich vor Roma′s ewigen Mauern,
Aber der Britte trägt nun Rom ganz behaglich im Sack.

Das Gedicht „Vasi“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine satirische Reflexion über den Wandel von Macht und Bedeutung, insbesondere im Kontext des historischen und gegenwärtigen Einflusses Roms. Es besteht aus zwei kurzen Strophen, die jeweils ein kontrastierendes Bild der Vergangenheit und Gegenwart zeichnen. Die prägnante Sprache und die pointierten Vergleiche tragen dazu bei, die Kernbotschaft des Gedichts zu vermitteln.
In der ersten Strophe wird die historische Größe des Römischen Reiches thematisiert. Der Dichter stellt fest, dass das Reich einst so mächtig war, dass ihm die gesamte Erde zu klein erschien („Einst war dem herrschenden Rom zu eng die lebendige Erde“). Dieser Satz unterstreicht die enorme Ausdehnung und den Einfluss Roms in der Vergangenheit. Im Gegensatz dazu steht die Gegenwart, in der Rom kaum noch ausreicht, um ein einziges Büchlein zu füllen („Heutigen Tages ist′s kaum noch für ein Büchlein genug“). Diese Gegenüberstellung verdeutlicht einen drastischen Wandel, der vom Autor als Verlust an Bedeutung und Einfluss interpretiert wird.
Die zweite Strophe verstärkt diese Thematik durch den Vergleich zwischen Hannibal und einem „Briten“. Hannibal, der Feldherr Karthagos, fürchtete sich vor der Macht Roms und seinen unüberwindbaren Mauern. Dies steht im starken Kontrast zum „Briten“, der Rom „ganz behaglich im Sack“ trägt. Diese bildhafte Sprache impliziert, dass die einstige Weltmacht Rom in der modernen Welt an Bedeutung verloren hat und nun von anderen, möglicherweise mächtigeren Akteuren, kontrolliert oder zumindest in den Schatten gestellt wird. Die Metapher des „Sacks“ deutet auf eine Art der Beherrschung und Überlegenheit hin, die der Dichter der Gegenwart zuschreibt.
Waiblingers Gedicht ist somit eine kritische Betrachtung der Geschichte und des Wandels von Machtverhältnissen. Es deutet darauf hin, dass das, was einst als unbesiegbar galt, nun in den Hintergrund getreten ist. Die Kürze des Gedichts und die präzisen Bilder machen es zu einer kraftvollen Aussage über die Vergänglichkeit von Macht und die Auswirkungen des Wandels der Zeiten. Die Satire liegt in der Übertreibung und der pointierten Gegenüberstellung von Vergangenem und Gegenwärtigem, was die Botschaft des Gedichts umso eindringlicher macht.
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