Dir ist die Grazie erschienen in hoher schweigender Weihe,
All′ ihre Seele hat sie, all′ ihren Ernst dir enthüllt.
Denn zur Seite ging ihr der Schönheit Schwester, die Weisheit,
Und erschloß dir zum Schau′n dieser Gesichte den Blick.
Thorwaldsen (2)
Mehr zu diesem Gedicht
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Thorwaldsen (2)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine Huldigung an den Bildhauer Bertel Thorvaldsen, wobei es dessen Fähigkeit hervorhebt, die Grazie und den Ernst der Schönheit in seinen Werken zu erfassen. Es beschreibt, wie Thorvaldsen durch die Vereinigung von Grazie und Weisheit, symbolisiert durch die Anwesenheit der Schwester der Schönheit, Zugang zu einem tieferen Verständnis und einer umfassenderen Darstellung der menschlichen Form erlangte.
Der erste Vers, „Dir ist die Grazie erschienen in hoher schweigender Weihe“, deutet auf eine mystische Erfahrung hin, in der Thorvaldsen die Grazie, die Anmut und Eleganz verkörpernde Muse, in einer ehrfurchtsvollen, stillen Begegnung wahrnimmt. Diese Begegnung ist nicht nur oberflächlich; die „Seele“ und der „Ernst“ der Grazie werden ihm offenbart, was auf eine tiefe, innere Erfahrung hindeutet. Die „hohe schweigende Weihe“ deutet auf eine spirituelle Erfahrung hin, die den Bildhauer dazu befähigt, das Wesen der Schönheit zu erfassen.
Der zweite Teil des Gedichts, beginnend mit „Denn zur Seite ging ihr der Schönheit Schwester, die Weisheit“, führt die Idee der Vereinigung von Grazie und Weisheit ein. Die Weisheit, die Schwester der Schönheit, spielt hier eine entscheidende Rolle. Sie „erschloß dir zum Schau′n dieser Gesichte den Blick“, was bedeutet, dass Weisheit Thorvaldsen die Fähigkeit verleiht, die Schönheit in ihren verschiedenen Facetten zu sehen und zu verstehen. Ohne Weisheit wäre der Blick des Künstlers möglicherweise auf oberflächliche Aspekte beschränkt geblieben.
Die Implikation ist, dass wahre Schönheit nicht nur ästhetisch ist, sondern auch von tieferem Verständnis und Wissen geprägt sein muss. Thorvaldsens Kunst wird hier als das Ergebnis einer solchen Verschmelzung von Grazie und Weisheit dargestellt, was es ihm ermöglicht, Werke zu schaffen, die nicht nur schön, sondern auch bedeutungsvoll und tiefgründig sind. Das Gedicht feiert somit nicht nur die ästhetische Qualität von Thorvaldsens Werken, sondern auch seine intellektuelle und spirituelle Tiefe.
Weitere Informationen
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
