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Stutzer

Von

Sonntags bin ich im Staat und im Putz auf dem Corso zu sehen,
Doch auf dem Capitol war ich am Carneval nur.

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Gedicht: Stutzer von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Stutzer“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine knappe, ironische Charakterstudie, die sich auf die Selbstdarstellung und soziale Ambitionen eines jungen Mannes konzentriert. Das Gedicht offenbart in seinen zwei Versen ein Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung und der Wirklichkeit des Daseins. Der Autor nutzt dabei eine prägnante Sprache und geschickte Kontraste, um die Widersprüchlichkeiten des Protagonisten aufzuzeigen.

Der erste Vers beschreibt den Stutzer an einem Sonntag in seiner „Staat“ und „Putz“ auf dem Corso. Dies impliziert einen Hang zur Selbstdarstellung und die Absicht, sich in Szene zu setzen. Der „Staat“ könnte sich auf die Kleidung oder das Auftreten des jungen Mannes beziehen, während „Putz“ wahrscheinlich das gesamte Erscheinungsbild mit Kleidung und Accessoires umfasst. Der „Corso“ als Ort der Beobachtung und des Gesehenwerdens unterstreicht den Wunsch nach öffentlicher Aufmerksamkeit und sozialer Präsenz. Die Verwendung des Wortes „zu sehen“ suggeriert, dass das Hauptziel des Stutzers darin besteht, von anderen wahrgenommen und bewundert zu werden.

Der zweite Vers bietet einen starken Kontrast zum ersten, da er die tatsächliche Aktivität des Stutzers am Karneval auf dem Kapitol offenbart. Dies deutet darauf hin, dass seine Aktivitäten oder sein Aufenthaltsort auf das Karnevalsgeschehen beschränkt sind. Das Kapitol in Rom, der Sitz des politischen und kulturellen Lebens, wird hier als Schauplatz des Karnevals genutzt, der in seiner Ausgelassenheit und seinem Übermaß einen Gegensatz zur sonntäglichen Repräsentation bildet. Der Unterschied zwischen „zu sehen“ und dem Besuch des Karnevals offenbart die Diskrepanz zwischen den Ambitionen des Stutzers und seiner tatsächlichen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Waiblingers Gedicht ist ein präzises Porträt eines Mannes, der sich durch sein Äußeres definiert und versucht, einen Eindruck zu erwecken, der möglicherweise nicht der Realität entspricht. Die Ironie liegt in der Gegenüberstellung von sonntäglicher Zurschaustellung und der Beschränkung auf das karnevaleske Treiben. Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Wirkung, da es die Essenz der Figur in wenigen, aber aussagekräftigen Worten einfängt. Es ist eine Momentaufnahme eines jungen Mannes, der sich nach gesellschaftlicher Anerkennung sehnt, aber möglicherweise nicht über die Mittel oder das Engagement verfügt, diese vollständig zu erreichen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.