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Punkt

Von

Die wüsten Straßen fließen lichterloh
durch den erloschnen Kopf. Und tun mir weh.
Ich fühle deutlich, daß ich bald vergeh –
Dornrosen meines Fleisches, stecht nicht so.

Die Nacht verschimmelt. Giftlaternenschein
Hat, kriechend, sie mit grünem Dreck beschmiert.
Das Herz ist wie ein Sack. Das Blut erfriert.
Die Welt fällt um. Die Augen stürzen ein.

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Gedicht: Punkt von Alfred Lichtenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Punkt“ von Alfred Lichtenstein vermittelt eine düstere, fast apokalyptische Stimmung, die den Zerfall des Körpers und Geistes des lyrischen Ichs beschreibt. Zu Beginn wird die Vorstellung einer „wüsten Straße“ eingeführt, die „lichterloh fließt“ und durch den „erloschenen Kopf“ des Sprechers zieht, was den inneren Zerfall und die geistige Leere symbolisiert. Diese Metapher von Straßen, die durch den Kopf fließen, könnte den Eindruck einer verlorenen Richtung oder Orientierung vermitteln, während die Worte „tun mir weh“ eine körperliche und geistige Qual anzeigen. Der Schmerz wird noch verstärkt durch die Anrede an die „Dornrosen meines Fleisches“, die das Zarteste des Körpers symbolisieren, das jedoch ebenfalls von einem ständigen, schmerzhaften Druck betroffen ist.

Die Nacht wird in diesem Gedicht als „verschimmelt“ beschrieben, was eine Bildsprache für Verfall und Verwesung ist. Der „Giftlaternenschein“ verdeutlicht die verderbliche Atmosphäre, in der alles durch „grünen Dreck“ besudelt wird. Diese dunklen, giftigen Bilder können als Symbol für die Verderbnis des Geistes und die Zerstörung der Welt des Ichs verstanden werden. Die grüne Farbe, die oft mit Krankheit oder Gift in Verbindung gebracht wird, verstärkt das Gefühl der Vergänglichkeit und der inneren Vergiftung. Die Umgebung des lyrischen Ichs erscheint hier wie ein Bild für den Zerfall der Wahrnehmung und des Bewusstseins.

Der Körper des Sprechers wird als „Sack“ beschrieben, was den Eindruck einer Entleerung und eines Verfalls seiner physischen und geistigen Substanz verstärkt. Das Bild des Sackes könnte darauf hinweisen, dass der Körper leer und ausgehöhlt ist, als ob das Leben oder die Lebenskraft entweicht. Das „Blut“, das „erfriert“, ist eine weitere starke Metapher für das Absterben und die Unfähigkeit, das Leben zu spüren oder zu erfahren. Der Körper ist nicht mehr in der Lage, die vitalen Funktionen zu erfüllen, was den allgemeinen Verfall des Ichs verstärkt.

Am Ende des Gedichts fällt die Welt des lyrischen Ichs auseinander. „Die Welt fällt um“ und die „Augen stürzen ein“, was eine bildhafte Darstellung des endgültigen Verfalls und der Entfremdung von der Realität ist. Diese letzten Bilder deuten auf eine völlige Zerstörung der Wahrnehmung und des körperlichen Seins hin. Lichtenstein schafft in diesem Gedicht ein düsteres Bild des physischen und geistigen Verfalls, das von der Zerstörung des Körpers bis hin zum Zusammenbruch der gesamten Wahrnehmungswelt reicht. Es ist ein starkes, expressionistisches Gedicht, das die Verzweiflung und den Schmerz in einer Welt der Vernichtung und des inneren Zerfalls einfängt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.