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Der Sturm

Von

Im Windbrand steht die Welt. Die Städte knistern.
Halloh, der Sturm, der große Sturm ist da.
Ein kleines Mädchen fliegt von den Geschwistern.
Ein junges Auto flieht nach Ithaka.

Ein Weg hat seine Richtung ganz verloren.
Die Sterne sind dem Himmel ausgekratzt.
Ein Irrenhäusler wird zu früh geboren.
In San Franzisko ist der Mond geplatzt.

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Gedicht: Der Sturm von Alfred Lichtenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Sturm“ von Alfred Lichtenstein beschreibt auf eine surrealistische Weise die Zerstörung und das Chaos, das mit einem mächtigen Sturm einhergeht. Der „Windbrand“, der die Welt in seinen Bann zieht, symbolisiert eine gewaltige, unaufhaltsame Macht, die alles durcheinanderbringt. In den ersten Versen wird die Zerstörung greifbar, wenn die „Städte knistern“ und der „große Sturm“ anrollt. Dies schafft eine Atmosphäre des drohenden Unheils, das alles in seinem Weg mit sich reißt.

Das Bild des „kleinen Mädchens“, das „von den Geschwistern fliegt“, und das „Auto, das nach Ithaka flieht“, sind starke Metaphern für den Verlust von Sicherheit und Kontrolle. Das Mädchen, als Symbol für Unschuld, wird durch den Sturm gewaltsam von seiner vertrauten Umgebung getrennt. Das „junge Auto“ – eine Maschine der Moderne – wird mit der Flucht nach Ithaka assoziiert, was eine Anspielung auf Homers „Odyssee“ ist und den weitreichenden, fast unverständlichen Weg der Flucht vor dem Chaos symbolisiert. Diese Bilder spiegeln das Gefühl der Hilflosigkeit in einer Welt, die ihre Richtung verloren hat.

Im weiteren Verlauf des Gedichts werden weitere Bilder des Verwirrung und der Entfremdung präsentiert. „Der Weg hat seine Richtung ganz verloren“ deutet auf das Fehlen von Orientierung hin, und „die Sterne sind dem Himmel ausgekratzt“, beschreibt eine völlig entleerte, zerstörte Welt, in der selbst die himmlischen Führer der Navigation – die Sterne – ihre Bedeutung verlieren. Die Vorstellung des „Irrenhäuslers, der zu früh geboren wird“, ist eine weitere Metapher für das Unglück und das Schicksal von denen, die in dieser chaotischen Welt nicht zurechtkommen.

Die letzte Zeile, in der „der Mond in San Franzisko geplatzt“ ist, rundet das Gedicht mit einer absurden, surrealen Bildlichkeit ab. Der Mond, der für Ruhe und Orientierung steht, wird in der urbanen Kulisse von San Francisco zerstört, was das Ende von Sicherheit und Schönheit in dieser modernen Welt betont. Lichtenstein nutzt diese starke Symbolik, um das Gefühl von Zerbrechlichkeit und Sinnlosigkeit zu vermitteln, das inmitten eines mächtigen, alles verschlingenden Chaos’ existiert. Das Gedicht spiegelt eine tiefe Verunsicherung und den Verlust von Orientierung in einer Welt wider, die von Kräften außer Kontrolle beherrscht wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.