Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , ,

Die Drei

Von

Drei Reiter nach verlorner Schlacht,
Wie reiten sie so sacht, so sacht!

Aus tiefen Wunden quillt das Blut,
Es spürt das Ross die warme Flut.

Vom Sattel tropft das Blut, vom Zaum,
Und spült hinunter Staub und Schaum.

Die Rosse schreiten sanft und weich,
Sonst flöß das Blut zu rasch, zu reich.

Die Reiter reiten dicht gesellt,
Und einer sich am andern hält.

Sie sehn sich traurig ins Gesicht,
Und einer um den andern spricht:

„Mir blüht daheim die schönste Maid,
Drum tut mein früher Tod mir leid.“

„Hab Haus und Hof und grünen Wald,
Und sterben muss ich hier so bald!“

„Den Blick hab ich in Gottes Welt,
Sonst nichts, noch schwer mir’s Sterben fällt.“

Und lauernd auf den Todesritt
Zieh’n durch die Luft drei Geier mit.

Sie teilen kreischend unter sich:
„Den speisest du, den du, den ich.“

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Drei von Nikolaus Lenau

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Drei“ von Nikolaus Lenau schildert die düstere Szene von drei Reitern, die nach einer verlorenen Schlacht mit schweren Wunden durch die Landschaft reiten. Es wird eine fast schon gespenstische Ruhe vermittelt, die sich in der Beschreibung der sanften, langsamen Bewegung der Rosse und der schweren, blutigen Verluste widerspiegelt. Die Reiter sind von Tod und Verzweiflung umgeben, doch ihre Ruhe deutet auf ein unausweichliches Schicksal hin.

Der Kontrast zwischen der langsamen Bewegung der Rosse und den blutigen Wunden der Reiter erzeugt eine bedrückende Atmosphäre. Das tropfende Blut und der „Staub und Schaum“ symbolisieren die Nähe zum Tod und das Verbluten der Krieger. Die Rosse scheinen sich der Gefahr bewusst zu sein, und ihre langsame Bewegung könnte als Symbol für das langsame Vergehen des Lebens interpretiert werden. Diese Darstellung der Verwundung und des Sterbens ist zugleich sinnlich und schmerzhaft, was die Tragik der Situation verstärkt.

Die Gespräche der Reiter, die in ihre eigene Trauer versinken, geben Einblicke in die individuellen Leben und Wünsche der drei Männer. Jeder von ihnen bedauert das frühe Ende, das ihn erwartet, und hat noch tiefe Sehnsüchte, die unerfüllt bleiben werden. Einer bedauert das Leben der „schönsten Maid“, der andere den Verlust von „Haus und Hof“ und der dritte, der sich mit einem göttlichen Blick tröstet, empfindet dennoch Schmerz über das bevorstehende Ende. Diese menschlichen Sehnsüchte in der Nähe des Todes lassen die tragische Dimension der Szene deutlich werden.

Am Ende des Gedichts erscheinen die Geier als Symbol für den endgültigen Tod. Ihre Kreise und die Worte, die sie untereinander teilen, verdeutlichen die Unausweichlichkeit des Todes und die Zerstörung, die das Leben dieser Männer erwartet. Die Geier stehen als Totenboten, die sich bereits auf das Mahl an den Leichnamen vorbereiten, was den fatalistischen Ton des Gedichts verstärkt und die Trostlosigkeit der Situation unterstreicht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.