Pst!
Es gibt ja leider Sachen und Geschichten,
Die reizend und pikant,
Nur werden sie von Tanten und von Nichten
Niemals genannt.
Verehrter Freund, so sei denn nicht vermessen,
Sei zart und schweig auch du.
Bedenk: Man liebt den Käse wohl, indessen
Man deckt ihn zu.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Pst!“ von Wilhelm Busch spielt mit der Andeutung von etwas Ungesagtem und Unerwähntem. Es greift ein allgegenwärtiges menschliches Phänomen auf: das Wissen um Geheimnisse und Tabus, die in bestimmten sozialen Kreisen nicht ausgesprochen werden. Die Verwendung des Flüsterns, des Titels „Pst!“, deutet bereits auf die Intimität und das diskrete Wesen des Themas hin, welches im Gedicht angesprochen wird.
Die ersten vier Verse legen den Grundstein für die Thematik. Sie beschreiben „Sachen und Geschichten“, die „reizend und pikant“ sind, aber von spezifischen Personengruppen, „Tanten und von Nichten“, niemals genannt werden. Diese Formulierung suggeriert eine gewisse Doppelmoral oder ein ungeschriebenes Gesetz der Zurückhaltung, das in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten vorherrscht. Das Gedicht spricht somit indirekt über Themen, die als unpassend, peinlich oder schlichtweg unerwünscht gelten.
Die zweite Strophe wendet sich direkt an den „verehrten Freund“ und ermahnt ihn zur Verschwiegenheit. Der Aufruf, „zart zu sein“ und zu schweigen, bekräftigt die Notwendigkeit, gewisse Dinge nicht auszusprechen. Die Metapher des Käses, der zugedeckt wird, um seine Präsenz und seinen Geruch zu verbergen, dient als eindrucksvolles Bild für das Verständnis des Gedichts. So wie man den Käse liebt, ihn aber dennoch verbirgt, so können auch die „reizenden und pikanten Sachen“ existieren und sogar genossen werden, ohne dass sie offen zur Sprache gebracht werden.
Die Interpretation des Gedichts könnte in verschiedene Richtungen gehen. Es kann als eine Satire auf die Heuchelei und Doppelmoral der Gesellschaft gelesen werden, in der bestimmte Themen tabuisiert sind. Es kann aber auch als eine Reflexion über die Notwendigkeit von Diskretion und der Wahrung von Geheimnissen interpretiert werden, um Harmonie und soziale Ordnung zu bewahren. Busch lässt dem Leser viel Raum für eigene Interpretationen und spielt gekonnt mit dem, was unausgesprochen bleibt, um eine tiefgründige Botschaft zu vermitteln.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.