Bös und gut
Wie kam ich nur aus jenem Frieden
Ins Weltgetös?
Was einst vereint, hat sich geschieden,
Und das ist bös.
Nun bin ich nicht geneigt zum Geben,
Nun heißt es: Nimm!
Ja, ich muß töten, um zu leben,
Und das ist schlimm.
Doch eine Sehnsucht blieb zurücke,
Die niemals ruht.
Sie zieht mich heim zum alten Glücke,
Und das ist gut.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Bös und gut“ von Wilhelm Busch handelt von der Zerrissenheit des lyrischen Ichs zwischen zwei entgegengesetzten Zuständen: dem Frieden der Vergangenheit und dem Tumult der Gegenwart. Der Autor verwendet eine einfache, prägnante Sprache, um die Ambivalenz des menschlichen Daseins auszudrücken. Die kurzen Verse und die Verwendung von einfachen Wörtern wie „bös“, „gut“ und „schlimm“ erzeugen eine klare und direkte Botschaft, die sich tief in das Verständnis des Lesers einprägt.
Im ersten Teil des Gedichts wird die Veränderung von einem friedlichen Zustand in ein „Weltgetös“ beklagt, was die negativen Aspekte der menschlichen Existenz hervorhebt. Das „Böse“ manifestiert sich in der Trennung von einstiger Einheit und in dem Zwang, zu nehmen statt zu geben. Die Notwendigkeit des Tötens, um zu überleben, verdeutlicht die Härte und den Egoismus, der das lyrische Ich in der aktuellen Situation erlebt. Dies zeigt eine Entfremdung von den einstigen Werten und eine Hinwendung zu einer raueren Realität.
Der zweite Teil des Gedichts offenbart jedoch eine Hoffnung, die Sehnsucht nach dem „alten Glücke“. Diese Sehnsucht ist ein beständiger Begleiter, der das lyrische Ich nach Hause zieht. Der Kontrast zwischen den negativen Erfahrungen in der Gegenwart und der positiven Erinnerung an den Frieden der Vergangenheit erzeugt eine tiefgreifende Spannung. Das „Gute“ wird hier als die Möglichkeit der Rückkehr zu einem Zustand der Harmonie und des Glücks dargestellt, wodurch die Hoffnung auf Erlösung und Versöhnung im Leser geweckt wird.
Wilhelm Busch gelingt es, in diesem kurzen Gedicht eine universelle menschliche Erfahrung zu thematisieren: die Auseinandersetzung mit Gut und Böse, mit Frieden und Konflikt. Das Gedicht ist ein Appell, sich der eigenen inneren Zerrissenheit bewusst zu werden und die Sehnsucht nach Harmonie als treibende Kraft anzuerkennen. Die Schlusszeile „Und das ist gut“ bietet eine hoffnungsvolle Perspektive und ermutigt den Leser, nach den positiven Aspekten des Lebens zu suchen und sich von ihnen leiten zu lassen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.