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Wildgänse rauschen durch die Nacht

Von

Wildgänse rauschen durch die Nacht
Mit schrillem Schrei nach Norden –
Unstäte Fahrt! Habt acht, habt acht!
Die Welt ist voller Morden.

Fahrt durch die nachtdurchwogte Welt,
Graureisige Geschwader!
Fahlhelle zuckt, und Schlachtruf gellt,
Weit wallt und wogt der Hader.

Rausch′ zu, fahr′ zu, du graues Heer!
Rauscht zu, fahrt zu nach Norden!
Fahrt ihr nach Süden übers Meer –
Was ist aus uns geworden!

Wir sind wie ihr ein graues Heer
Und fahr′n in Kaisers Namen,
Und fahr′n wir ohne Wiederkehr,
Rauscht uns im Herbst ein Amen!

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Gedicht: Wildgänse rauschen durch die Nacht von Walter Flex

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ von Walter Flex ist eine eindringliche Reflexion über Krieg, Vergänglichkeit und die Sinnsuche in einer von Konflikten geprägten Welt. Es vergleicht das Zugverhalten der Wildgänse mit den Erfahrungen von Soldaten im Ersten Weltkrieg. Das Gedicht ist geprägt von einer düsteren Atmosphäre und einer melancholischen Stimmung, die durch die Beschreibung der Nacht und der schrillen Schreie der Gänse erzeugt wird.

Die ersten beiden Strophen beschreiben die Reise der Wildgänse und die damit verbundene Gefahr in der Welt. Der „schrille Schrei“ und der „Hader“ deuten auf eine Welt des Konflikts und der Gewalt hin. Die „nachtdurchwogte Welt“ verstärkt das Gefühl der Unsicherheit und des Ungewissen. Die Gänse als „Graureisige Geschwader“ werden zu einem Sinnbild für die Bewegung und das unaufhaltsame Voranschreiten, trotz der Widrigkeiten. Der Aufruf „Habt acht, habt acht! Die Welt ist voller Morden“ spricht eine klare Warnung aus, die sich sowohl auf die Gänse als auch auf die Leser bezieht.

In den letzten beiden Strophen wird die Parallele zwischen den Gänsen und den Soldaten deutlich gezogen. Der Dichter identifiziert sich mit den Gänsen, indem er sagt: „Wir sind wie ihr ein graues Heer / Und fahr’n in Kaisers Namen.“ Die Soldaten ziehen in den Krieg, ähnlich wie die Gänse in den Norden oder Süden. Der Bezug auf den Kaiser deutet auf die politische Dimension des Konflikts hin. Das Gedicht offenbart die Aussichtslosigkeit und die mögliche Sinnlosigkeit des Krieges, indem es die Frage nach der Zukunft stellt: „Was ist aus uns geworden!“ Der letzte Vers „Rauscht uns im Herbst ein Amen!“ deutet auf das Ende und die Vergänglichkeit hin, wobei das „Amen“ als letzter Gruß oder als Ausdruck der Akzeptanz des Schicksals gedeutet werden kann.

Das Gedicht nutzt eine einfache, aber eindrucksvolle Sprache. Die Wiederholung von Worten wie „rauschen“ und „fahrt“ verstärkt den Rhythmus und die Dynamik des Gedichts. Der Wechsel von Bildern der Natur und der Kriegserfahrung erzeugt eine starke emotionale Wirkung. Die Metapher der Wildgänse dient als Spiegelbild der menschlichen Erfahrung im Krieg, und das Gedicht wird zu einer ergreifenden Mahnung an die Sinnlosigkeit von Gewalt und an die Suche nach Sinn und Halt in einer von Konflikten geprägten Welt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.