Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Sascha

Von

Um deine Lippen blüht noch jung
der Trotz dunkelrot,

Aber auf deiner Stirne sind meine Gebete
vom Sturm verwittert.

Dass wir uns im Leben
nie küssen sollten…

Nun bist du der Engel,
der auf meinem Grab steht.

Das Atmen der Erde bewegt
meinen Leib wie lebendig.

Mein Herz scheint hell
vom Rosenblut der Hecken.

Aber ich bin tot, Sascha,
und das Lächeln liegt abgepflückt
nur noch kurz auf meinem Gesicht.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Sascha von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sascha“ von Else Lasker-Schüler ist eine zutiefst melancholische und zugleich mystische Darstellung von Liebe, Verlust und dem Übertritt in den Tod. Zu Beginn beschreibt die Dichterin den Geliebten als jemand, dessen „Lippen“ noch von „Trotz dunkelrot“ umgeben sind, was eine Kombination aus jugendlicher Rebellion und leidenschaftlicher Liebe suggeriert. Diese Farbe des „Trotz“ steht im Kontrast zu der späteren Wendung des Gedichts, in der die Sprecherin den Verlust und das Ende der Beziehung thematisiert. Die „dunkelrote“ Farbe könnte die Intensität und die Schmerzhaftigkeit der Trennung symbolisieren.

Die Zeile „Aber auf deiner Stirne sind meine Gebete / vom Sturm verwittert“ verweist auf die vergebliche Hoffnung und die Enttäuschung der Sprecherin. Ihre Gebete, die einst an den Geliebten gerichtet waren, haben keinen Halt gefunden und sind vom „Sturm“ des Lebens und der Zeit verweht. Der Sturm könnte sowohl äußere Ereignisse als auch innere Veränderungen symbolisieren, die die Liebe zerstört oder zumindest verändert haben. Hier wird der Zerfall von etwas einst Heiligem und Reinem in eine schmerzliche, unerfüllte Sehnsucht veranschaulicht.

Die folgende Zeile „Dass wir uns im Leben / nie küssen sollten“ klingt wie eine Erkenntnis oder eine Vorahnung, dass der Kuss – als Symbol für Vollendung und Erfüllung der Liebe – nie stattfinden durfte. Diese nicht verwirklichte Liebe zieht sich wie ein rotes Band durch das Gedicht und hinterlässt die Sprecherin in einem Zustand der Unvollständigkeit. Der Geliebte wird daraufhin zu einem „Engel“, der über ihrem Grab steht, was auf einen Übergang in den Tod hinweist. Diese metaphorische Darstellung des Geliebten als Engel könnte die Sehnsucht nach einer Art spiritueller Verbindung oder Erlösung widerspiegeln, die jenseits des physischen Lebens existiert.

Der Tod, der im Gedicht präsent ist, wird nicht als völliges Ende beschrieben, sondern als eine Form der Transzendenz. Das „Atmen der Erde“ bewegt den Leib der Sprecherin, was darauf hinweist, dass trotz des physischen Todes eine gewisse Lebendigkeit und Fortdauer des Seins existiert. Ihr Herz „scheint hell / vom Rosenblut der Hecken“, was den Kreislauf von Leben und Tod symbolisiert und gleichzeitig auf die Schönheit und das Vergängliche des Lebens hinweist. Die „Rosen“ stehen hier für Liebe, Schönheit und die Vergänglichkeit des Lebens.

Das Gedicht endet mit der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Sprecherin „tot“ ist und das „Lächeln“ nur noch kurz auf ihrem Gesicht liegt. Diese letzte Zeile bringt die tragische Schönheit des Gedichts zum Ausdruck – die Liebe und das Leben erscheinen zwar noch im Tod, sind jedoch von einem unausweichlichen Verfall betroffen. Das Lächeln als Symbol für die Erinnerung an eine glückliche Zeit wird „abgepflückt“, was die Endgültigkeit des Verlustes unterstreicht und eine leise Trauer über das Nicht-Geschehene zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.