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Sinkender Himmel

Von

Du Herz, das immer die Sterne begehrte,  Für jeden Wunsch verschenkt sich ein Traum.  Sieh, schon neigt sich der abendverklärte  Himmel zu dir, und du faßt es kaum.
Neigt sich und neigt sich. Und in sein Sinken  Hebt die Erde verschreckt ihr Gesicht,  Und wie mit purpurnen Lippen trinken  Die Höhen das letzte löschende Licht.
Alle Bäume schon müssen ihn fühlen,  Steil greift ihr Schmerz in den Abend empor,  Und mit den zitternden Armen wühlen  Sie sich in den samtenen Sternenflor.
Und tiefer rauschen die Wolkenfernen.  Schon streifen sie dich, wie ein Kuß, wie ein Kleid,  Und wiegen nun sanft mit den silbernen Sternen  Dein Herz in die nahe Unendlichkeit.

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Gedicht: Sinkender Himmel von Stefan Zweig

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sinkender Himmel“ von Stefan Zweig beschreibt eine eindringliche Abendstimmung, die weit mehr als nur eine Naturschilderung ist. Es handelt von der Vergänglichkeit, dem Abschied und der Auflösung des Irdischen im Angesicht des Todes oder der ewigen Ruhe. Die ersten beiden Verse etablieren den zentralen Konflikt: Das Herz, das nach den Sternen strebt, muss Abschied vom Traum nehmen. Der „abendverklärte Himmel“ senkt sich bereits, und die Protagonisten, das Herz und die Erde, scheinen der Tragweite dieses Ereignisses kaum gewachsen zu sein. Die Worte sind voller Melancholie und weisen auf eine Ahnung von Verlust und das Ende eines Zyklus hin.

Die zweite Strophe verstärkt die dramatische Wirkung. Der Himmel, der sich „neigt“, versetzt die Erde in eine beunruhigte Position, was durch das Wort „verschreckt“ verdeutlicht wird. Die Natur reagiert auf das Ereignis, indem die Höhen, wie Lippen, das „letzte löschende Licht“ trinken. Dieses Bild deutet auf einen Moment der Leere und des Verlusts hin, als ob das Licht des Tages in der Dunkelheit des Abends erstickt wird. Zweig verwendet hier kraftvolle Bilder, um die emotionale Tiefe des Geschehens zu vermitteln. Die Metaphern sind reich an Symbolik, die das Ende und die Vergänglichkeit repräsentiert.

In der dritten Strophe wird die Natur weiter verlebendigt. Die Bäume, die für das menschliche Gefühl der Trauer und des Schmerzes stehen, fühlen den Niedergang des Himmels. Ihre Äste „wühlen“ sich in den Sternenflor, als ob sie nach Trost suchen oder sich an etwas festklammern, das sie nicht festhalten können. Die Beschreibung der Bäume als fühlende Wesen verstärkt die allgemeine Stimmung der Trauer und des Abschieds, da die ganze Natur in dieses Ereignis involviert ist. Das Bild ist von einer großen Sinnlichkeit geprägt.

Die letzte Strophe kulminiert in einem Gefühl der Akzeptanz und des Eintauchens in die Unendlichkeit. Die Wolken, die zuvor ferne waren, streifen nun den Protagonisten wie ein Kuss oder ein Kleid, und wiegen das Herz sanft in die nahe Unendlichkeit. Der Übergang von der sichtbaren Welt zur Unendlichkeit wird als sanft und fast vertraut dargestellt. Die Sterne, die einst unerreichbar waren, werden nun in die Szene integriert. Die Sprache ist sanft und beruhigend, suggeriert aber auch die endgültige Auflösung in etwas Größerem, das sowohl tröstlich als auch unheimlich ist. Das Gedicht endet in einem Gefühl der Wehmut und des Loslassens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.