Ich weiss eine Farbe, der bin ich so hold,
die achte ich höher als Silber und Gold,
die trag‘ ich so gerne um Stirn und Gewand,
und habe sie genannt.
Wohl reizet die Rose mit sanfter Gewalt;
doch bald ist verblichen die süsse Gestalt:
drum ward sie zur Blume der geweiht;
bald schwindet ihr Zauber vom Hauche der Zeit.
Die Bläue des Himmels strahlt herrlich und mild;
drum gab man der dies freundliche Bild.
Doch trübet manch ein Wölkchen den Äther so rein;
so schleichen beim Treuen oft Sorgen sich ein.
Die Farbe des Schnees, so strahlend und licht,
heisst Farbe der ; doch dauert sie nicht.
Bald ist es verdunkelt, das blendende Kleid:
So trüben auch Unschuld Verleumdung und Neid.
Und Frühlings, von schmeichelnden Lüftchen entbrannt,
trägt Wäldchen und Wiese der Gewand.
Bald welken die Blätter und sinken hinab:
so sinkt der Hoffnungen liebste ins Grab.
Nur bleibt ewig, und wandelt sich nicht:
sie flammt wie der Sonne alleuchtendes Licht.
Ihr hab‘ ich mich ewig zu eigen geweiht.
Wohl dem, der ihr blitzendes Auge nicht scheut!
Warum ich, so fragt ihr, der Farbe so hold,
den heiligen Namen der gezollt? –
Weil flammender Schimmer von ihr sich ergiesst,
und ruhige Dauer sie schützend umschliesst.

