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Daniel Rose und Anna Löbbe

Von

Der Herbst gibt schon sich an durch kurtzen Tag vnd Regen,
Man lieset Wein vnd Obst, das Korn ist abgemeyt,
Die Braut spricht aber, jetzt sey jhre Rosen-Zeit,
Ist Rosen-lüstern mehr als sie zu seyn hat pflegen.

Wie kläglich thut sie bloß der lieben Rosen wegen?
Mein, gebt sie jhr doch hin, geht aber was beyseit,
Gebt achtung, wie sie sich der Rosen halber frewt,
Vnd seht, sie wil sie gar auch in jhr Bette legen.

Was macht jhr, Jungfraw Braut? jhr fehlt der Sachen gantz,
Die Ros′ ist hier nicht zu, sie sol in ewren Krantz.
Wer nicht der Rosen Nutz erkennt, sol sie nicht brechen.

Doch geht es vns nicht an, jhr habt die Ros′ allein;
Wisst aber gleichwol, daß bey Rosen Dornen seyn,
Gebraucht euch ihrer wol, vnd hüttet euch: sie stechen.

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Gedicht: Daniel Rose und Anna Löbbe von Simon Dach

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Daniel Rose und Anna Löbbe“ von Simon Dach ist eine kunstvolle Auseinandersetzung mit dem Thema der Liebe und ihren Fallstricken, verpackt in einem vermeintlich einfachen Reimschema. Es beginnt mit einer herbstlichen Szenerie, die den Wandel und die Vergänglichkeit symbolisiert, kontrastiert jedoch mit dem ungestümen Verlangen der Braut nach Rosen. Die Jahreszeit, in der normalerweise die Ernte eingefahren wird, steht hier im Hintergrund, während die Braut sich von etwas anderem leiten lässt: der Sehnsucht nach den Rosen, einem Symbol für Schönheit und, in diesem Kontext, der Liebe.

Der Kern des Gedichts liegt in der Beobachtung der Braut und ihrer übermäßigen Begierde nach den Rosen. Dach lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf das Verhalten der Braut, die offenbar bereit ist, alles zu tun, um die Rosen zu erlangen – sie möchte sie sogar in ihr Bett legen. Die Frage, „Was macht jhr, Jungfraw Braut?“ unterstreicht die Verwunderung und mahnende Haltung des Sprechers. Diese Zeile markiert einen Wendepunkt, indem sie die Unbedachtheit und möglicherweise die naive Vorstellung von Liebe in Frage stellt. Die Rosen, die in ihrem Kranz enden sollen, werden hier als Objekt der Begierde dargestellt, das möglicherweise mehr Schaden als Freude bringt.

Der dritte Teil des Gedichts enthält eine deutliche Warnung. Dach erinnert die Braut daran, dass die Rosen, so schön sie auch sein mögen, auch Dornen haben, die sie stechen können. Diese Metapher ist ein klares Gleichnis für die Liebe und die damit verbundenen Schmerzen und Risiken. Die letzten Zeilen betonen die persönliche Verantwortung und die Notwendigkeit, die Rosen – die Liebe – mit Bedacht zu genießen. Der Sprecher überlässt der Braut letztlich die Entscheidung, aber er hinterlässt eine wichtige Lektion über die Notwendigkeit von Vorsicht und die bewusste Auseinandersetzung mit den Gefahren der Liebe.

Insgesamt ist das Gedicht eine warnende Betrachtung über die Liebe und ihre mögliche Schattenseiten. Dach nutzt die Symbole des Herbstes, der Rosen und der Dornen, um eine tiefere Botschaft zu vermitteln: Schönheit und Freude sind oft mit Schmerz und Risiko verbunden. Das Gedicht mahnt zur Vorsicht, zur bewussten Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen und zur Verantwortung für die eigenen Handlungen in der Liebe. Der Kontrast zwischen der scheinbaren Unbeschwertheit der Braut und der warnenden Stimme des Sprechers macht die Vielschichtigkeit des Gedichts aus.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.