Ein alter Tibetteppich
Deine Seele, die die meine liebet,
ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.
Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.
Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
Maschentausendabertausendweit.
Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ein alter Tibetteppich“ von Else Lasker-Schüler entfaltet eine mystische und gleichzeitig sinnliche Darstellung einer tiefen, fast übernatürlichen Verbindung zwischen zwei Seelen. Die ersten Zeilen stellen eine spirituelle und metaphysische Vereinigung dar: „Deine Seele, die die meine liebet, ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.“ Die Vorstellung von zwei Seelen, die miteinander verwoben sind, erinnert an die Idee einer vollkommenen und unauflösbaren Verbindung. Das „Teppichtibet“ könnte metaphorisch für eine fremde, beinahe überirdische Welt stehen, in der diese Verbindung stattfindet – ein Ort von tiefem, spirituellem und emotionalem Wert.
Das Bild von „Strahl in Strahl“ und „verliebte Farben“ verstärkt die Idee einer transzendenten Verschmelzung. Die Sterne, die sich „himmellang umwarben“, bilden ein weiteres Symbol für die unendliche, kosmische Liebe zwischen den beiden. Diese Metaphern setzen das Bild einer Liebe in den Himmel und ins Unendliche, was auf die Ewigkeit und den universellen Charakter dieser Verbindung hinweist. Die Verbindung ist nicht nur körperlich, sondern auch spirituell, und sie umfasst die Weite des Universums.
„Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit, Maschentausendabertausendweit“ – diese Zeilen vermitteln das Gefühl, dass die Sprecherin und der Geliebte in einer Welt voller unbegrenzter Schönheit und Bedeutung stehen. Der Teppich, auf dem sie ruhen, wird zur „Kostbarkeit“, die die zarte und unermessliche Bedeutung ihrer Vereinigung symbolisiert. Die „Maschentausendabertausendweit“ könnte auf die unzähligen Details und Feinheiten hinweisen, die in ihrer Liebe verborgen sind, und stellt eine Welt dar, die unendlich und komplex ist.
Die letzte Strophe führt das Bild des „süßen Lamasohns“ auf einem „Moschuspflanzenthron“ ein, was eine exotische, fast sakrale Atmosphäre schafft. Der „Lamasohn“ könnte als Symbol für Weisheit und spirituelle Reinheit interpretiert werden, während der „Moschuspflanzenthron“ eine besondere, fast heilige Stellung suggeriert. Das wiederkehrende Bild des Kusses, des Mundes, der Wange und der „buntgeknüpften Zeiten“ verweist auf die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, die sich in einem Zustand ewiger Liebe und Vereinigung manifestiert. Es ist ein Bild für die Zärtlichkeit und das tiefe Verständnis zwischen den Liebenden, die sich in einem Moment der Harmonie und des friedlichen Zusammenseins wiederfinden.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.